© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/06 06. Oktober 2006

Frisch gepresst

Westentaschenschmittianer. Wer geglaubt hatte, wir lebten in einem Zeitalter des Säkularismus und der Entchristlichung, sollte sich von Wolfram Weimer, Gründer und Chefredakteur des Politikmagazins Cicero, eines Besseren belehren lassen: Gott kehrt zurück, so seine These, und zwar "in den politischen Raum". Wer schaut dabei nicht wie er die Morgenröte einer "kulturellen Renaissance des Abendlandes" und den endgültigen Niedergang von "Relativismus und Kulturpessimismus"? Und da bereits Carl Schmitt festgestellt habe, daß Politik nichts anderes sei als säkularisierte Religion, kämen auf die Politik nun spannende Zeiten zu. Und: Auf 15 seiner 78 Seiten widmet Weiamer sich den "philosophischen Zusammenhängen" seiner These. Was kann da noch schiefgehen? (Wolfram Weimar: Credo. Für die Rückkehr der Religion in Politik und Gesellschaft. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2006, gebunden, 80 Seiten, 9,90 Euro)

 

Streitgespräch. Angesichts des gegenwärtigen Konflikts zwischen Westen und Islam scheint der Dialog von Christen und Nicht-Christen innerhalb des europäischen Kulturkreises in den Hintergrund zu treten. In dieser Situation veröffentlicht nun der Berliner Wagenbach-Verlag ein Gespräch zwischen dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Kardinal Ratzinger, und dem Philosophen und erklärten Atheisten Paolo Flores d'Arcais, zugleich Herausgeber der italienischen Zeitschrift Micro-Mega. 2000 erstmals in italienischer Sprache erschienen, liegt es nun auch auf deutsch vor (Gibt es Gott? Wahrheit, Glaube, Atheismus. Wagenbach Verlag, broschiert, 112 Seiten, 9,90 Euro).

 

Brüderlichkeit. Seit seiner Wahl zum Papst hat sich der Ausstoß von Schriften Joseph Ratzingers vervielfacht, darunter auch solche, die erstmals bereits vor Jahrzehnten veröffentlicht wurden, bis heute aber von ihrem grundlegenden Charakter nichts eingebüßt haben. So hat der Münchner Kösel Verlag jetzt die Neuausgabe eines Büchleins aus dem Jahr 1960 besorgt, in dem sich Ratzinger mit Begriff und Wesen der Brüderlichkeit auseinandersetzt. Beginnend mit einer historischen Analyse des Bruderbegriffs im Griechentum (Platon, Xenophon) und im Alten Testament über die Zeit der Aufklärung und den Marxismus unternimmt Ratzinger eine wesensmäßige Bestimmung der christlichen Brüderlichkeit. Diese unterscheide sich von allen anderen durch ihren "strengen Realitätscharakter. Ihre Wirklichkeit wird im Glauben erfaßt und in den Sakramenten angeeignet". (Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.: Die christliche Brüderlichkeit. Kösel Verlag, München 2006, gebunden, 176 Seiten, 15,95 Euro).


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