© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/06 06. Oktober 2006

Frisch gepresst

Frankfurts Gegenlager. Obwohl sie die Letzte war, die es begriff, durfte die Pastorentochter Merkel 2004 die Aussegnung vornehmen und vom "grandiosen Scheitern" des Multikulturalismus sprechen. Zu reflektieren ist dabei, daß sich in diesem Ideologem die neomarxistische "Systemüberwindung" der Frankfurter Schule nach 1989 zur "Nie wieder Deutschland"-Exaltik der "Volksüberwindung" radikalisiert hatte und der Reichstag treu immigrationistisch der "Bevölkerung" gewidmet werden sollte. Als historischer Sieger über "Frankfurt" steht heute also die "Schule von Münster" des Philosophen Joachim Ritter (1903 -1974) da, dessen 100. Geburtstag bereits einen "Vorschein" (Ernst Bloch) auf seine wahre Bedeutung für die bundesdeutsche Ideengeschichte vermittelte. Der Berliner Doktorand Jens Hacke, promoviert von Herfried Münkler und Heinrich August Winkler, versucht nun in einem ersten, mitunter recht umständlichen Zugriff, gestützt auf die Zeitzeugenauskunft der wirkungsmächtigsten Ritter-Schüler Hermann Lübbe und Odo Marquard, das Münsteraner Netzwerk, in das selbstverständlich auch Carl Schmitt einbezogen war, mit seiner "Wertschätzung" bundesrepublikanischer Institutionen zu durchleuchten (Philosophie der Bürgerlichkeit. Die liberalkonservative Begründung der Bundesrepublik. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, gebunden, 323 Seiten, 39,90 Euro).

 

Nationalsymbole. Die schwarzrotgoldene Begeisterung in diesem Sommer hat die Hoffnung genährt, daß die Deutschen endlich auf dem Weg zu einem unverkrampften Verhältnis zu ihrer Nation und deren Symbolen sind. Hans Hattenhauer, emeritierter Rechtsprofessor an der Kieler Universität, leuchtet mit der Neuauflage seines 1984 erstmals erschienenen Buches "Deutsche Nationalsymbole. Geschichte und Bedeutung" passend zur Patriotismuswelle den geschichtlichen Hintergrund aus. Der Autor beklagt zu Recht, daß kaum ein anderes Volk mit seinen Nationalsymbolen so nachlässig umgehe wie das deutsche. Ausgangspunkt für seine Betrachtungen ist das Heilige Römische Reich deutscher Nation. Es ist daher für Hattenhauer selbstverständlich, daß auch die Symbole Österreichs eingehend behandelt werden. Gleiches gilt für die Staatsflagge der untergegangenen DDR. Neben den klassischen Nationalsymbolen wie den Farben Schwarz-Rot-Gold und dem Lied der Deutschen widmet sich der Autor auch dem Tag der Deutschen Einheit sowie der Baukunst und staatlichen Auszeichnungen. Ein Blick auf die Symbole der EU rundet den Überblick ab (Deutsche Nationalsymbole. Geschichte und Bedeutung, Olzog Verlag, München 2006, broschiert, 346 Seiten, Abbildungen, 24,90 Euro).


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