© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/06 13. Oktober 2006

Meldungen

Mehrheit könnte zu Taliban überlaufen

KABUL. Die große Mehrheit der Afghanen könnte in naher Zukunft auf die Seite der radikal-islamistischen Taliban wechseln, sollte der Wiederaufbau des Landes nicht schneller vorangehen. "Wenn wir in diesem Winter nicht eine konkrete und sichtbare Verbesserung erreichen, dann könnten 70 Prozent der Afghanen die Seiten wechseln", warnte Isaf-Kommandeur David Richards letzten Sonntag in einem AP-Interview. Afghanistan stehe an einem Wendepunkt, meinte der britische Nato-General, der die etwa 31.000 Soldaten der Afghanistan-Truppe kommandiert. Viele wollten eher die Taliban unterstützen, als weitere fünf Jahre Kämpfe und Gewalt in Kauf zu nehmen, sagte Richards. Bei Offensiven in den Südprovinzen Kandahar und Helmand seien in den letzten Wochen über 500 Taliban-Anhänger getötet worden. Die Allianz müsse diesen Vorteil nutzen, sonst könne sie noch 10.000 weitere Soldaten entsenden und dennoch scheitern, "weil wir den Rückhalt in der Bevölkerung verloren haben". Laut Nato-Angaben haben Aufständische in Afghanistan in diesem Jahr bislang 78 Selbstmordanschläge verübt.

 

"Sie müssen Englisch und Geschichte lernen"

LOS ANGELES. Der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat die US-Einwanderer aufgefordert, Englisch sowie amerikanische Geschichte zu lernen und sich zu bemühen, "ein Teil Amerikas zu werden". Der aus Österreich in die USA eingewanderte Steirer nannte sich selbst als Beispiel, wie wichtig die Assimilation in die neue Heimat sei. "Das war mein Erfolgsgeheimnis", erklärte der US-Republikaner letzte Woche bei einer Wahlveranstaltung in der Chinatown von Los Angeles. "Ich wurde vom amerikanischen Volk geschätzt, weil ich Amerika liebe." Für manche Einwanderer sei dies aber sehr schwierig, insbesondere für Mexikaner, und zwar wegen der großen Nähe ihrer Heimatlands zu den USA. Daher versuchten viele, Mexikaner zu bleiben, aber in den USA zu leben.

 

Streit um Mohammed-Karikaturen entbrannt

KOPENHAGEN. Nach dem Streit um die Mohammed-Karikaturen in der Zeitung Jyllands-Posten (JF 7/06) steht Dänemark erneut im Fokus islamischer Kritik. Organisationen in Indonesien sowie die ägyptischen Moslembrüder forderten letztes Wochenende zu Protest- und Boykottaktionen auf. Anlaß ist ein im dänischen Fernsehen gezeigtes Video über einen Mohammed-Karikaturen-Wettstreit der Jugendorganisation der rechten Dänischen Volkspartei (DF). In dem Film war der Prophet unter anderem als urinierendes Kamel und als betrunkener Bombenleger dargestellt. "Das ist doch klasse. Wir können lächerlich machen, wen wir wollen. Ob es nun Mohammed, Jesus, Buddha oder unsere Vorsitzende ist", erklärte der außenpolitische DF-Sprecher Søren Espersen.

 

"Die Verbreitung der Burkas bekämpfen"

BRÜSSEL/ROM. Der EU-Abgeordnete Mario Borghezio will das Verbot von islamischen Vollschleiern beantragen. "Wir müssen die Verbreitung der Burkas bekämpfen, die nicht nur die Frauen unterdrücken, sondern auch ein Symbol des Todes sind", erklärte der Lega-Nord-Politiker. Bei einer Kundgebung in Pedrengo/Lombardei, bei der gegen eine Marokkanerin demonstriert wurde, die völlig verschleiert ihre Tochter in die Schule bringt, forderte letztes Wochenende ein Lega-Aktivist den Bürgermeister auf, die Frau zu bestrafen: "In Italien ist man verpflichtet, mit freiem Gesicht auf die Straße zu gehen." In Drezzo am Comer See hatte 2004 eine zum Islam konvertierte 34jährige aufgrund eines Gesetzes von 1931 eine Geldbuße von 41 Euro Bußgeld erhalten, weil sie vollverschleiert auf die Straße ging.


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