© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/06 13. Oktober 2006

UMWELT
Orkanböen erfordern praktisches Handeln
Volker Kempf

Kaum bläst am 3. Oktober eine Orkanböe über Südbaden, denkt alles an den Treibhauseffekt. Wer Fakten sucht, kann auch zum Tag der offenen Tür der Feuerwehr gehen und sich die Statistiken anschauen. Die Einsätze stiegen in den letzten 15 Jahren rapide. Auf Nachfrage, ob es mehr gebrannt hat als früher, wird man zur Antwort bekommen: "Nein, das waren meist Einsätze wegen umgestürzter Bäume." Die Stürme haben zugenommen. Die jüngsten Orkanböen haben allein in Freiburg 400 Notrufe gezeitigt, meldet die Badische Zeitung. In einigen Dörfern fiel der Strom aus. Ein Zug blieb im Schwarzwald liegen. Busse mußten organisiert werden. Ein Baugerüst fiel an einem Kaufhaus um. Die noch laubbehangenen Bäume hielten den Böen vielfach nicht stand, weil die Böden feucht waren. Die Feuerwehr mußte allein im Stadtgebiet in 150 Fällen ausrücken, um Autos, Wege und Häuser von umgefallenen Bäumen und abgebrochenen Ästen zu befreien.

Und das alles wegen Böen mit Spitzengeschwindigkeiten von 162 Stundenkilometern, die auf dem Feldberg gemessen wurden. Der Schaden in Freiburg, Emmendingen, der Ortenau und Lörrach ist noch nicht beziffert, aber als "beträchtlich" zu klassifizieren. Nicht jede Böe muß vom Klimawandel herrühren, nur die Häufung und Intensität macht der Feuerwehr und der ganzen Volkswirtschaft zu schaffen. Doch wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch (Hölderlin). So erhalten Rufe nach einer konsequenteren Klimaschutzpolitik Rückenwind. Allerdings ist dem Problem so leicht nicht beizukommen. Denn mit dem globalen Wirtschaftsboom ist "Bewahren statt plündern" längst in den Wind geschrieben worden. Alles gut festzurren, lautet der neue Pragmatismus.


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