© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/06 20. Oktober 2006

Strukturaufgabe
von Wolfgang Fenske

Die millionenschwere staatliche Förderung, die drei deutschen Universitäten durch den "Exzellenzwettbewerb" von Wissenschaftsrat und Deutscher Forschungsgemeinschaft zuteil geworden ist, hat große Hoffnungen auf künftige deutsche Elite-Hochschulen und herausragende Forschungsverbünde geweckt. Doch der Geldsegen läßt aufhorchen: Welche Eliten beschert er uns - und welche nicht?

Zunächst: Die Unterscheidung von Breiten- und Spitzenbildung, die in den sechziger und siebziger Jahren außer Mode gekommen war, ist von kaum zu überschätzender Bedeutung, schreibt sie doch fest, daß unterschiedliche Voraussetzungen künftig unterschiedlich gefördert werden. Nur: Eine "Spitze" ist niemals einfach "da", so daß mit dem Griff zum Scheckbuch alles erledigt wäre. Begabte müssen ans Abitur, Studierfähige an die Universitäten und Studenten an die (künftig gestuften) Abschlüsse und weitere Qualifikationen herangeführt werden. Mit anderen Worten: Spitzenbildung rekrutiert sich aus Breitenbildung, beide stehen einander nicht einfach gegenüber. Genau das aber ist im angelsächsischen Wissenschaftsraum, der deutschen Bildungspolitikern als Vorbild dient, nur allzu häufig der Fall.

Freilich, erst unlängst hat der Bund im Rahmen des "Hochschulpaktes 2020" eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt, um auf den erwarteten Anstieg der Studentenzahlen zu reagieren. Wichtiger aber noch wäre die Einsicht, daß Eliteförderung keine Verteilungs-, sondern eine Strukturaufgabe ist. Diese aber ist noch ungelöst.


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