© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/06 20. Oktober 2006

Meldungen

Kaukasus: Weitere Unruhen in Sicht

BERLIN. Der Nordkaukasus sei im Begriff, "zu einem einzigen großen Tschetschenien" zu werden, glaubten Moskauer Medien und Politikwissenschaftler im Oktober 2005 prophezeien zu können. Seitdem hat sich die Lage in dieser von Armut, Korruption und wirtschaftlicher Stagnation gezeichneten Region verschärft, wie ein Themenheft von Osteuropa (7/06) dokumentiert. Nicht geringen Anteil daran haben die russischen Spezialstreitkräfte, die weitgehend abgeschirmt von der "Weltöffentlichkeit" nicht nur tschetschenische "Separatisten" liquidieren. Als Reaktion darauf veränderten die Tschetschenen ihre Strategie. Nun gehe es ihnen nicht nur um die eigene Unabhängigkeit, sondern um die aller nordkaukasischen Republiken. Es solle die gesamte "Kaukasus-Front" gegen Moskau aufstehen. Nach der Ermordung des "Schattenpräsidenten" Sadulaev im Juni 2006 hat dessen Nachfolger sogar zur Errichtung von "Fronten" am Ural und an der Wolga aufgerufen. In Moskau diskutiert man daher, die Zone der Anti-Terror-Operationen mindestens im Nordkaukasus auszudehnen, was der Politologe Aleksandr Proskurjakov angesichts der Größe des Territoriums für undurchführbar hält. Dem Kreml, der schon mit 100.000 Soldaten und Polizisten Tschetschenien nicht effektiv kontrollieren könne, bleibe also nichts anderes übrig, als mit "gezielten Tötungen" tschetschenischer Aktivisten fortzufahren, was die "Destabilisierung im Nordkaukasus und Südlichen Föderalbezirk" vorprogrammiere.

 

Zaubertrank Rotwein: Doping für Altersgene

HEIDELBERG. Wenn unter "Vermischtes" in schöner Regelmäßigkeit zu lesen ist, daß Rotwein den Herzkranzgefäßen guttue und auch sonst allerlei lebensverlängernde Wirkungen entfalte, glaubt man, die Winzer-Lobby lanciere Schleichwerbung. Dieses Mißtrauen scheint unbegründet, wie die Molekularbiologen David A. Sinclair und Lenny Guarente in ihrer Studie über die "Schlüssel zur Langlebigkeit" ausführen (Spektrum der Wissenschaft, 10/06). Die US-Forscher sind der Funktionsweise weniger Gene auf der Spur, die unsere Gesundheit und Lebensdauer "enorm steigern". Als Hauptregler der Lebensverlängerung machten sie nach zwanzigjähriger Forschungsarbeit das Gen SIR2 aus. Ein Molekül, das im Rotwein enthalten ist, soll nun die enzymatische Aktivität dieses Gens steigern, so daß es Zellverluste in Herz und Hirn effektiver kompensieren kann oder die Lebensdauer von Nervenzellen erhöht. Sinclair und Guarente stellen künftigen Generationen daher in Aussicht, regelmäßig "älter als hundert Jahre zu werden". Bis dahin hat die Molekularbiologie allerdings noch einiges zu tun. Denn für die meisten der "Altersgene" müssen die US-Forscher als "mögliche Nebenwirkungen einer Manipulationen" heute noch recht unangenehme Konsequenzen wie Zwergwuchs, Unfruchtbarkeit oder Krebs in Aussicht stellen.

 

Erste Sätze

"Es geht doch nichts über die horizontale Lage."

Roger Vercel, Capitaine Conan, Berlin, 1935


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