© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/06 03. November 2006

Aufgeschnappt
Leichtigkeiten aus Südtirol
Matthias Bäkermann

Wo beginnt eigentlich Italien? "Sicher, mit der Überquerung des 1.374 Meter hohen Brennerpasses ist bella Italia erreicht", weiß man in der bunten Sonderbeilage des "Trentino Marketing", welche am letzten Wochenende mit der Franfurter Allgemeinen Zeitung in Deutschland verbreitet wurde. "Doch so recht will das Herz des italophilen Urlaubers noch nicht aufgehen", kommt man selbst ins Zweifeln. "Fast heimatlich fühlt sich die Region an, in der Bolzano seit jeher Bozen heißt, fast jeder Deutsch spricht und einem die Leichtigkeit Italiens ein wenig fehlt." Dolce Vita verorte man erst "dreißig Kilometer hinter Bozen", an der Salurner Klause, "wo sich die Brennerautobahn in das enger werdende Etsch-Tal windet" und der Fluß plötzlich Adige und "das ehemalige Trient nur noch Trento" heißt: "Hier, im Trentino, beginnt Italien!"

Wirklich erstaunt über diese Einsichten ist man erst, wenn man erfährt, wer hinter "Trentino Marketing" steckt: Statt vermuteter Südtiroler Unabhängigkeitskämpfer, die ihre "Los-von-Rom"-Thesen in einer Tourismusbroschüre verstecken wollen, zeichnet die offiziell für die nord-italinische Region beauftragte "Trentino SpA" verantwortlich, die 2003 an die Stelle der Azienda di Promozione Turistica del Trentino getreten ist. Die Mehrheit der Südtiroler, die in einer jüngsten Umfrage für die Wiedervereinigung der 1919 von der italienischen "Siegermacht" annektierten Region südlich des Brenners mit Nord- und Osttirol (siehe Seite 10) stimmten, wären sicher gerne hilfreich, künftige Mißverständnisse in der Wahrnehmung "italienischer Leichtigkeit" mit "all seinem Charme und all seinen Genüssen" durch eine Grenzregulierung zu vermeiden.


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