© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/06 17. November 2006

UMWELT
Nürnberger Öko-Schwindel
Volker Kempf

Bei 6,4 Milliarden Menschen bringt die industrialisierte Lebensweise für die Lebensgrundlagen große Probleme mit sich. Daher steht es hoch im Kurs, etwas für den Erhalt von Natur und Umwelt zu tun sowie Ressourcen zu schonen. Jeder will auf der Seite derjenigen stehen, die nicht plündern, sondern bewahren. Das gilt besonders für Firmen und Kommunen. Also wird unter einem bestimmten Aspekt etwas für unsere Umwelt getan - und damit Werbung gemacht.

Doch mit einzelnen Aspekten ist es so eine Sache. Darauf weist der Verein "Rettet den Regelnwald" mit Blick auf einen konkreten Fall hin. Denn in Nürnberg sollen zwei Hallenbäder mit billigem Palmöl betrieben werden, also mit einem nachwachsenden Rohstoff. Gegenüber dem bisherigen Gasbetrieb soll das allein für eines der beiden Bäder sogar 60.000 bis 90.000 Euro einsparen. Geld gespart und für die Umwelt etwas getan, wer kann dazu schon nein sagen? Das klingt gut, aber so einfach geht das leider nicht.

Denn Palmöl wird in Regenwäldern angebaut, die dabei das Nachsehen haben. Die billigen Preise sind zudem nur durch soziale Ausbeutung möglich. Sogar Menschenrechte würden in den Anbaugebieten verletzt, vor allem in Indonesien. Ressourcen werden trotzdem geschont, doch von Ressourcenschonung zu sprechen und den damit verbundenen Preis zu verschweigen ist eine Halbwahrheit, also eine halbe Lüge. Nichts gegen Nachhaltigkeit oder Zukunftsfähigkeit, aber bitte immer eine Gesamtrechnung aufmachen. Das geht an die Adresse des Nürnberger Oberbürgermeisters Ulrich Maly (SPD) und an die einzelnen Ratsfraktionen - einschließlich der Bündnisgrünen (jeweils am Rathausplatz 2, 90403 Nürnberg).


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