© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/06 24. November 2006

Meldungen

Polen: Auf Kohls Spuren gegen das Stasi-Unrecht

WARSCHAU. Ein Wahlversprechen der rechtskonservativen Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) wird nun zum Gesetz. Staatspräsident Lech Kaczyński unterschrieb letzte Woche das sogenannte Lustrations-Gesetz, mit dem Berufsgruppen "mit öffentlichen Aufgaben" - darunter Journalisten, Schuldirektoren und Universitätsdozenten - nachweisen müssen, ob sie für den kommunistischen Geheimdienst tätig waren. Insgesamt sind von der Gesetzes-Novellierung gegen das kommunistische Unrecht über 400.000 Polen betroffen. Allerdings verlangt Kaczyński noch Gesetzänderungen vor Inkraftsetzen. So soll bei vielen Betroffenen eine "Erklärung über eine mögliche Agententätigkeit" eine direkte Überprüfung ersetzen können. Auch sollten die Kandidaten für politische Ämter ihre Geheim-dienstakten nicht wie im Gesetz vorgesehen offenlegen müssen. Die gesammelten Details über deren Privatleben zu veröffentlichen, hieße, jene Regimegegner "noch einmal zu bestrafen", so Kaczyński. Schließlich habe der kommunistische Geheimdienst sich vor allem für politische Gegner interessiert.

 

Hilfe für den Pommernadler

BONN. Die flache vorpommersche Landschaft zwischen Anklam und Greifswald hat als "NPD-Region" in den letzten Monaten vornehmlich politische Schlagzeilen produziert. Dabei taten viele Berichterstatter ihr Erstaunen darüber kund, daß im zunehmend sich entvölkernden Nordosten der Republik überhaupt noch Wähler vorhanden waren. Wie der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) nun stolz bilanziert, ist jedenfalls in vielen Landesteilen der Mensch eindeutig auf dem Rückzug (Naturschutz heute, 4/2006), so daß sich vielleicht teure Programme "gegen Rechts" erübrigen. Zu den jüngsten Naturreservaten, die der Nabu übernahm, zählt ein 400 Hektar großes Areal in der Nähe des winzigen "Medizinstandorts" Karlsburg. Neben Biber, Milan und Kranich ist das Waldgebiet dort eine Domäne des Schreiadlers, des pommerschen Wappentiers. Der Nabu-Kreisverband Greifswald beginnt jetzt mit dem Waldumbau, um damit "das Holz für den Pommernadler zu optimieren". Ob die Adler einst in weitem Umkreis auch die letzten Pommern sein werden, verrät der Nabu nicht.

 

Polnisches historisches Zentrum gegründet

BERLIN. Am 23. November wird das Zentrum für historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften an der Freien Universität Berlin feierlich in Anwesenheit von Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und dem früheren polnischen Außenminister Władislaw Bartoszewski eröffnet. Es ist das erste dieser Art in Deutschland und wird ähnlich wie das Deutsche Historische Institut Warschau (DHI) aufgebaut sein. Aufgabe des Zentrums soll sein, "historische und aktuelle Fragen der deutsch-polnischen Beziehungen im europäischen Kontext" zu erforschen. Gegründet wurde das vom polnischen Historiker Robert Traba als Honorarprofessor an der FU geleitete Zentrum bereits am 11. Oktober. Traba war 1990 Gründer der Kulturvereinigung "Borussia" in seiner Heimatstadt Allenstein, die sich der "Spurensuche und Pflege des gemeinsamen deutsch-polnischen Kulturerbes" in den Vertriebenengebieten widmet.

Erste Sätze

"Ein kleines, ziemlich entferntes Land, über das wenig bekannt ist", so äußerte sich in einer der großen Schicksalsstunden Europas der Premierminister des damaligen britischen Weltreiches, als das Abkommen von München bevorstand. (Richard Friedenthal: Ketzer und Rebell. Jan Hus und das Jahrhundert der Revolutionskriege, München 1982)


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