© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/06 08. Dezember 2006

Meldungen

Historiker tagen in Hinterpommern

KÜLZ. Unter polnischer Verwaltung kam das im hinterpommerschen Kreis Naugard gelegene Gut Külz, alter Bismarckscher Besitz, ziemlich herunter. Deutsche Privatinitiative und deutsches Geld machten daraus in den letzten zehn Jahren eine Europäische Akademie. Dorthin haben Historiker aus Kiel, Greifswald und Stettin geladen, um am 8. und 9. Dezember wieder einmal über das politische Engagement ihrer Zunftgroßväter zu diskutieren. Es geht um die Rolle deutscher "Ostforscher" und polnischer "Westforscher" in den Nationalitätenkonflikten während des Weltbürger- und des Kalten Krieges. Federführend bei der Tagungsorganisation ist Jörg Hackmann (Greifswald), der seit langem die allenfalls volkspädagogisch korrekte These vertritt, daß die deutsche Ostforschung stärker politisiert worden sei als ihr polnisches Pendant. Ob die zumeist jungen Referenten in ihren vergleichenden Vorträgen etwa über Hermann Aubin und Kazimierz Tymieniecki oder über "Gotthold Rhode und die polnische Westforschung in den 1950er Jahren" gegen Hackmann und den ihm geistesverwandten, in Külz moderierenden Jan M. Piskorski (Stettin) den Mut zur Revision aufbringen, erscheint unter den Augen dieser Platzhirsche des Diskurses daher eher zweifelhaft.

 

"Rund 62 Prozent": Unscharfe Gottesformel

MÜNCHEN. Das "Gottesproblem" könnte weder Gläubige noch Ungläubige umtreiben. Denn für die einen gibt es Gott, für die anderen nicht. Ein "Problem" stellt er somit für keine der beiden Parteien dar. Trotzdem scheint der laufende "Krieg der Kulturen" dem Phänomen neue Aufmerksamkeit zu bescheren und zur Kontroverse einzuladen. Denn sonst wäre Gott nicht inzwischen auf den Hochglanzseiten populärwissenschaftlicher Journale wie Peter Moosleitners Magazin (12/06) präsent, wo jetzt gar "Die Gottesformel" versprochen wird, um seine "Wahrscheinlichkeit" errechnen zu können. Thomas Vašek, der "ganz subjektiv einmal durchgerechnet" hat, kommt dabei zum Resultat: "Die Wahrscheinlichkeit der Existenz Gottes beträgt rund 62 Prozent." Die Verpackung in viele bunte Bilder, die Umrahmung mit Einstein- und Hawking-Zitaten kann schwerlich die Kümmerlichkeit eines solches Befundes überdecken. Konsequent landet der als Tiger gesprungene Vašek als Bettvorleger, nämlich bei der Weisheit Blaise Pascals: "Es herrscht Ungewißheit. Und genau diese Ungewißheit macht Gott erst möglich."


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen