© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/06 08. Dezember 2006

Blick in die Medien
Autorisierung
Ronald Gläser

Immer öfter lassen sich Inter- viewpartner den Text zur "Autorisierung" vorlegen. Ohne eine solche kein Interview. Je wichtiger die Persönlichkeit, desto dreister wird sie: Sogar Bildunterschriften und Überschriften versuchen sie vorzugeben, sonst gibt es keine Autorisierung. Gerade auch in Deutschland ist hier "ein Krebsgeschwür" (Der österreichische Journalist) entstanden. Vor drei Jahren probte die taz den Aufstand gegen diese Praxis, indem sie ein Olaf-Scholz-Interview geschwärzt abdruckte. Seitdem ist Ruhe. Leider. Peter Studer, Chef des Schweizer Presserates, verlangt, daß die "unglaublichen Tänze" um die Autorisierung beendet werden. Studer fragt: "Was geschieht, wenn die Autorisierung mißbräuchlich verweigert wird, wenn jemand von seinem Gesagten zurücktritt?" Ihm schwebt deswegen eine Regelung, ein neuer Kodex vor, nach dem das Gewähren eines Interviews bereits als "Gang an die Öffentlichkeit" gewertet wird. Dies ist erforderlich. Journalisten dürfen sich nicht zu Verlautbarungsgehilfen ihrer Gesprächspartner machen. Sie täten gut daran, lieber mal ein Interview einfach nicht abzudrucken.


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