© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/06 15. Dezember 2006

Meldungen

"Armut ist Bedrohung für den Frieden"

OSLO/DHAKA. Der diesjährige Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus hat die Politiker dazu aufgerufen, sich auf den Kampf gegen die Armut zu konzentrieren. "Armut ist eine Bedrohung des Friedens", erklärte der Wirtschaftswissenschaftler aus Bangladesch anläßlich der Preisverleihung letzten Sonntag in Oslo. In ihren Millenniumszielen wollte die Uno die Armut bis zum Jahr 2015 halbieren. "Doch dann kamen der 11. September und der Irak-Krieg, und plötzlich kam die Welt von der Verfolgung dieses Traums ab, weil sich die Aufmerksamkeit der politischen Führer vom Krieg gegen die Armut auf den Krieg gegen den Terrorismus verlagerte", sagte Yunus. Aber der Terrorismus könne "nicht durch militärische Maßnahmen besiegt werden". Die USA hätten bereits über 530 Milliarden Dollar für den Irak-Krieg ausgegeben. Eine bessere Strategie sei, "Geld in die Verbesserung der Lebensumstände der Armen zu stecken". Yunus und die Grameen Bank erhalten den mit 1,1 Millionen Euro dotierten Preis für ihren Einsatz von Kleinkrediten zur Selbsthilfe.

 

"Das Thema wurde leider tabuisiert"

AUSSIG. Letzte Woche fand im nordböhmischen Aussig (Ústí nad Labem) eine Tagung statt, die sich unter dem Motto "Auch sie waren dagegen" teilweise kritisch mit der Vertreibung nach 1945 auseinandersetzte. Neben Historikern und Zeitzeugen nahmen der sozialdemokratische Ex-Premier Jiří Paroubek und Minister der jetzigen Regierung teil. "Das Thema wurde leider viele Jahre auf beiden Seiten tabuisiert," erklärte Paroubek zur Eröffnung der Konferenz. Er dankte "unseren Deutschen", die zusammen mit den Tschechen Demokratie und Freiheit verteidigten. Innerhalb von drei Jahren sollen das Prager Institut für Zeitgeschichte, das Nationalarchiv und das Aussiger Museum die Schicksale sudetendeutscher NS-Gegner aufarbeiten. Paroubek hatte sich 2005 als erster tschechischer Premier bei ihnen, die wie die drei Millionen andere Sudetendeutsche vertrieben wurden, entschuldigt.

 

Christdemokraten mit rechtem Parteichef

PRAG. Die tschechischen Christdemokraten (KDU-ČSL) haben letzten Sonntag ihren Senator Jiří Čunek auf einem Sonderparteitag in Brünn zum neuen Parteivorsitzenden gewählt. Der 47jährige populäre Bürgermeister der ostmährischen Stadt Wesetin (Vsetín) setzte sich bereits im ersten Wahlgang klar gegen seine vier Mitbewerber durch. Im Oktober war Čunek in die Schlagzeilen geraten, als er die Aussiedlung von etwa 300 Zigeunern aus Wesetin veranlaßt hatte, die ihre Mietzahlungen verweigerten. Seine Äußerung, er habe seine Stadt "nur von einem Geschwür" bereinigt, sorgte bei Roma, Linkspolitikern und Liberalen für Empörung.


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