Frisch gepresst

Flaggen. Das Jahr 2006 wird wohl auch wegen des schwarzrotgoldenen Sommers in Erinnerung bleiben, der eine in der Nachkriegszeit kaum gekannte Präsenz der Nationalfarben offenbarte - an Fenstern, Balkonen, Autos und in Gestalt von Kleidung und Gesichtsmalerei. Deutlich wurde damit allemal, daß äußerliche Bekundungen von (staatlicher) Gemeinschaft nach wie vor modern sind. Insofern trifft der Prachtband "Deutsche Flaggen. Geschichte, Tradition, Verwendung" von Jörg-Michael Hormann, Dominik Plaschke (Edition Maritim im Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2006, 271 Seiten, gebunden, Abbildungen, 28 Euro) den Nerv der Zeit. Von der Kaiserfahne des Heiligen Römisches Reiches bis hin zu den Flaggen der Bundesländer werden historische Hintergründe sowie jeweilige Gebräuche erläutert. Besonders die häufige Änderung der Staatssymbolik und sogar der Nationalfarben im 19. und 20. Jahrhundert wird eingehend und kenntnisreich dargestellt. Die ausführliche Darstellung des "Flaggenstreits" in der Weimarer Zeit - Leib- und Magenthema des Historikers Plaschke - sticht neben der detailverliebten und reich illustrierten Gestaltung heraus. Das viele Voraussetzungen eines Standardwerkes erreichende Werk erfüllt somit nicht zuletzt auch bibliophile Ansprüche.

U-Boote. Am 15. Dezember des Jahres 1906 meldete die Eckernförder Zeitung, daß tags zuvor in der Fördestadt die "U 1" von der Kaiserlichen Marine in Dienst gestellt wurde. Der Werksarchivar und Marineexperte Bodo Herzog hat das nun anstehende 100jährige Jubiläum dieses denkwürdigen Tages in einer etwas konfus wirkenden Schrift gewürdigt. So vermißt man in seiner chronologischen Übersicht der "U-Boot-Jahre" 1906 bis 1918, 1935 bis 1945 und 1957 bis heute eine klare Struktur, die selbst durch zusätzliche Tabellen und Namensreihungen nicht sonderlich befördert wird. Die lange Zeit der Bundesmarine behandelt Herzog kaum, dafür konzentriert er sich auf Vergleiche zwischen den beiden U-Bootwaffen im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Man merkt dem Büchlein die Hektik förmlich an, die seine pünktliche Herausgabe zum runden Datum erforderte. Ein sorgfältiges Lektorat hätte zudem Herzogs abschweifende und polemische, wenig zur Materie beitragenden Wertungen beseitigen können (Wir müssen uns erinnern. Hundert Jahre deutsche Unterseeboote 1906-2006. Veit Scherzers Militär-Verlag, Jena 2006, 81 Seiten, broschiert, Abbildungen, 19,80 Euro)