© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/07 12. Januar 2007

De Zayas sollte Republikaner und Vertriebene ausspionieren
Geheimdienste: Ende der achtziger Jahre hat die amerikanische CIA vergeblich versucht, den renommierten Völkerrechtler als Informanten anzuwerben
Marcus Schmidt

Der amerikanische Geheimdienst CIA hat mehrfach versucht, den renommierten Völkerrechtler Alfred de Zayas für eine Berichterstattung über die Partei Die Republikaner und die deutschen Vertriebenenverbände anzuwerben.

Erstmals 1987 und dann noch einmal 1989 habe der Geheimdienst sich bemüht, ihn für eine Mitarbeit zu gewinnen, sagte de Zayas in einem Interview mit den Burschenschaftlichen Blättern, der Zeitung der Deutschen Burschenschaft. "Ich sollte die damals im Aufwind befindliche Partei der deutschen Republikaner unter Franz Schönhuber im Auftrag der CIA infiltrieren und über die deutschen Vertriebenenverbände berichten", sagte de Zayas, der als Beamter bei den Vereinten Nationen im Büro des Hochkommissars für Menschenrechte gearbeitet und zudem Bücher über Vertreibungsverbrechen an Deutschen herausgegeben hat. "Diese Veröffentlichungen führten in Deutschland nicht nur zu hohen Auflagenzahlen, sondern auch zu Anerkennung und Kontakten gerade in jene konservativen Kreise hinein, die mir in gewisser Weise dankbar waren, diese kaum bekannten Teile der Zeitgeschichte hervorgehoben zu haben. Genau an diesem konservativen bzw. rechten deutschen Milieu, seinen Strukturen und Akteuren war mein Gesprächspartner der US-Mission brennend interessiert", berichtet de Zayas über den Anwerbeversuch durch einen CIA-Mitarbeiter. Dieser habe dann "ganz konkret vorgeschlagen, daß ich die Republikaner infiltrieren sollte", sagte er. Für die Mitarbeit seien ihm vom Geheimdienst "interessante Summen" geboten worden. "Es ging übrigens nicht nur um eine einmalige Finanzzuwendung, nein, ich sollte vielmehr als regelmäßiger Empfänger auf der pay-roll der CIA stehen." Er habe auf das Angebot "höflich ablehnend" reagiert. Um den CIA-Mitarbeiter nicht zu brüskieren, habe er sich vorsichtig aus der Affäre gezogen und vorgegeben, daß ihm diese Tätigkeit nicht liege, und statt dessen angeboten, die deutsche Politik zu kommentieren und wissenschaftlich die Struktur der Vertriebenenverbände zu beleuchten. "Aber, Spion zu werden - das konnte und wollte ich nicht." Andererseits sei er ein loyaler Bürger der Vereinigten Staaten, sagte de Zayas. Auf seine Weigerung, sich als Spion zu betätigen, habe der Agent mit dem Hinweis reagiert, daß die CIA über eine "böse Akte" über ihn verfüge.

Nach Einschätzung des Völkerrechtlers beruht der Versuch der CIA, Informationen über konservative beziehungsweise rechte Kreise in Deutschland zu sammeln, auf einem falschen Deutschlandbild, daß davon ausgehe, "daß den Deutschen letztendlich nicht zu trauen ist". Er teile den Eindruck mancher Beobachter, daß zumindest ein Teil der in Deutschland und international agierenden Rechtsextremisten geheimdienstlich gesteuert sein könnte. Allerdings fehlten ihm "die ganz konkreten" Beweise. Mögliche Interessenlagen für derartige Operationen gebe es zuhauf. "Es besteht angesichts der politisch-psychologischen Lage in Deutschland gewissermaßen ein strategisches Dauer-Interesse, die 'Gefahr von rechts' warm zu halten", sagte de Zayas.

Zeitschrift der Deutschen Burschenschaft im Internet: www.burschenschaftliche-blaetter.de 


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