© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/07 12. Januar 2007

Zeitschriftenkritik: Abenteuer Philosophie
Wissen ist noch keine Weisheit
Werner Olles

Herausgegeben von Filosofica - Verein zur Förderung und Verbreitung klassisch-philosophisch Wissens, Kultur und Kunst, sind bisher über einhundert Ausgaben der Vierteljahreszeitschrift Abenteuer Philosophie erschienen. Im DIN-A-4-Format und mit einem Umfang von ca. fünfundsiebzig Seiten möchte das "Magazin für Kultur, Gesellschaft, Wissenschaft und Mythologie" seinen Lesern "im Vakuum der allgemeinen Orientierungslosigkeit" vermitteln, "nicht Trübsal (zu) blasen, sondern trotz des Mangels an großen Visionen und vor allem großen charismatischen Köpfen den Problemen furchtlos in die Augen zu blicken und selbst Teil der Lösung (zu) werden", wie Chefredakteur Hannes Weinelt im Editorial der aktuellen Ausgabe schreibt.

In diesem Sinne berichtet Walter Gutdeutsch über "Die Sphärenklänge des Pythagoras". Dieser war beileibe nicht nur ein berühmter Mathematiker, vielmehr zählte er zu den Begründern der klassischen Philosophie und lehrte als einer der ersten in unserer "westlichen Welt" die Einheit von Religion, Leben und Wissenschaft. Doch was kann dieser Pythagoras uns Heutigen sagen? Immerhin enthalten seine Lehren mehr als nur rein wissenschaftlich faßbare Erkenntnisse. Die aktuelle Pythagoras-Forschung ist dabei, neue Seiten in der Geschichte aufzuschlagen. So ist das Studium der überzeitlichen Mythen und ihrer Symbole, die auf Zusammenhänge hinweisen, die die menschliche Ratio nicht vollständig erfassen kann, längst kein Tabu mehr. Denn Pythagoras' Anliegen war keineswegs bloßes Wissen, sondern Weisheit, ein ganzheitliches Weltbild und eine Lebenshaltung, die wissenschaftliche Kenntnisse nicht als das Herz aller Dinge ansieht, sondern lediglich als Zugang zu einem höheren Bewußtsein.

Am Beispiel der Hagia Sophia, der göttlichen Weisheit, schildert Sabina Jarosch die politische und geistige Macht von Byzanz, die diese wie eine Stafette vom untergegangenen Rom übernahm. Nie hatte Byzanz etwas Größeres gewagt als die an der Schnittstelle zwischen klassischer Antike und byzantinischem Mittelalter stehende Hagia Sophia. Der irische Dichter William Butler Yeats (1865-1939) schrieb in einem Kommentar, er habe Byzanz, das er in der ersten Strophe seines Gedichtes "Sailing to Byzantium" dem "jungen" Irland gegenüberstellt, als Symbol für das geistige Leben gewählt. So kann man dieses Haus der göttlichen Weisheit, das 1453 durch die islamische Soldateska Mehmet des Eroberers verwüstet und anschließend zur Moschee Aya Sofia umgewidmet wurde, also auch sehen.

Über den Steinkreis auf der schottischen Hybrideninsel Lewis ist zu lesen, daß dieser Ring aus dreizehn Steinen (zwölf Meter Durchmesser) mit dem alles überragenden Solitär in seiner Mitte (4,8 Meter) bereits seit fünftausend Jahren in Form eines keltischen Kreuzes auf einer Anhöhe steht. Die prähistorische Megalith-Anlage gilt heute als Kultplatz, dessen Steine möglicherweise so etwas wie "Akupunkturnadeln" an energetischen Punkten der Erde sind. Unsere Welt birgt noch viele Geheimnisse.

Anschrift: Münzgrabenstr. 103, A-8010 Graz. Der Einzelpreis beträgt 5 Euro, das Jahresabo kostet 20 Euro. Internet: www.abenteuer-philosophie.com 


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