© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/07 19. Januar 2007

Potsdam-Prozeß
Urteil: Sieben Jahre Haft für Körperverletzung mit Todesfolge
Christian Rudolf

Am Mittwoch vergangener Woche ist vor dem Potsdamer Landgericht der Prozeß gegen einen Afghanen zu Ende gegangen, der im Juni 2006 bei einer Schlägerei unter Jugendlichen den 20 Jahre alten Deutschen David F. erstochen hatte (JF 52/06). Das Gericht sah es als erwiesen an, daß Ajmal K. mit erheblicher Kraft seinem Opfer ein Taschenmesser in den Oberkörper gestoßen hatte. David F. starb noch am Tatort.

Ajmal K. hatte die Tat gestanden. Er gab an, David sei in das zur Verteidigung ausgestreckte Messer hineingelaufen. Erst die Beweisaufnahme hatte das wirkliche Tatgeschehen rekonstruieren können: Ajmal K. habe im Zuge einer Auseinandersetzung schnell und mit großer Wucht von der Seite her zugestochen. Sein Opfer wurde von der Attacke vollkommen überrascht und hatte keine Gelegenheit, sich zu wehren. Der Stich hatte eine Rippe durchtrennt und die Herzspitze getroffen.

Der Verteidiger hatte drei Jahre und sechs Monate Gefängnis wegen Körperverletzung mit Todesfolge gefordert. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu einer doppelt so langen Jugendstrafe. Die Höchststrafe hätte bei zehn Jahren Haft gelegen. Ajmal K. entschuldigte sich unter Tränen bei den Eltern: "Wenn ich es doch nur wieder rückgängig machen könnte." Der Anwalt der Eltern sagte nach der Urteilsverkündung, die Nebenklage hätte ihr Ziel erreicht: "Das Urteil ist fair und gerecht, und es entspricht der Beweisaufnahme. Die Eltern erkennen es an."

Der Ermordung David F. war mit dem Fall des aus Äthiopien stammenden Ermyas M. verglichen worden, der nur Wochen zuvor in Potsdam niedergeschlagen worden war und lebensgefährlich verletzt wurde. Diese Attacke hatte deutschlandweit Schlagzeilen gemacht, während der tödliche Messerangriff auf David F. nur lokale Beachtung fand.


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