© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/07 19. Januar 2007

Evangelische Kirche:
Das Ende der Gemütlichkeit
Christoph Martinkat

Schon wieder ein Reformwerk, das seiner Umsetzung harrt. Diesmal jedoch will nicht der Staat etwas umbauen, umverteilen oder besteuern, sondern die Evangelische Kirche Deutschlands. Deren jüngste Prognosen lesen sich aber auch allzu erschütternd. So rechnet die EKD bis zum Jahr 2030 mit einem Rückgang der Einnahmen um die Hälfte, bei den Mitgliederzahlen um ein Drittel. Schon heute besucht nur noch jeder zwanzigste Protestant den Sonntagsgottesdienst. Pfarrer sind arbeitslos, Kirchen stehen leer und verfallen. Es muß also dringend etwas passieren, will die evangelische Kirche in Zukunft nicht mittel- und gemeindelos dastehen.

Wie würde Luther die Situation bewerten?

In einem ersten Schritt hat der Rat der EKD einen Maßnahmenkatalog erstellt, der nicht zuletzt gravierende strukturelle Forderungen beinhaltet. So soll sich etwa, geht es nach dem Willen der EKD, im Jahr 2030 die Zahl der 23 Landeskirchen durch Konzentration auf größere Einheiten in etwa halbiert haben. Doch beschließen können diese und andere Unbequemlichkeiten nur die Landeskirchen selbst. - Wie würde Luther heute die mißliche Lage einschätzen? Was würde er fordern? Wie würde er handeln? Diese Fragen stellt nicht nur der Zukunftskongreß der EKD, der dieser Tage in Wittenberg stattfindet, sondern auch die ARD-Reportage "Das Ende der Gemütlichkeit" (Mi., 24.01, 22.45 Uhr), die einen fiktiven Luther den gegenwärtigen Zustand der evangelischen Kirche kritisch bilanzieren läßt. Tatsächlich stehen wohl äußerst ungemütliche Reformen an, die das Gesicht der Kirche nachhaltig verändern werden.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen