© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/07 26. Januar 2007

Joachim Siegerist
Kämpfer des Boulevard
von Peter Freitag

Wer als Pennäler Anfang der neunziger Jahre seinen "68er" Gemeinschaftskundelehrer auf die Palme bringen wollte, konnte sich mit einer 200-Seiten-Broschüre unter dem Titel "Genosse Kandidat" argumentativ aufmunitionieren, die in mancher CDU-Geschäftsstelle "unter dem Ladentisch" weitergereicht wurde. Autor dieser Sammlung politischer Skandalberichte rund um den damaligen SPD-Kanzlerkandidaten und Kryptokommunisten Oskar Lafontaine war Joachim Siegerist. Besagter Schrift - wie auch den übrigen Veröffentlichungen - des "rechten Journalisten" (Siegerist über Siegerist) merkt man die publizistische Prägung an, die der Verfasser im Hause Springer erhalten hat. Die sprachliche Ziselierung des Feuilletons ist seine Sache nicht; Siegerist, der am 29. Januar seinen 60. Geburtstag begeht, ist ein Mann der Zuspitzung, der weder mit seinem politischen Bekenntnis noch mit seiner Angriffslust hinter dem Berg hält, ein Tausendsassa im Milieu rechts der CDU, der gern - wenn auch nicht immer erfolgreich - auf Stimmenjagd geht; aktuell mit der Formation "Bremen muß leben" zur Bürgerschaftswahl am 13. Mai.

Das Zeitungshandwerk hat der in Nordfriesland gebürtige Siegerist von der Pike auf gelernt: Der Sohn einer Deutschen und eines Letten, der im Zweiten Weltkrieg als Freiwilliger in der Wafen-SS gedient hatte, machte zunächst eine Lehre als Schriftsetzer beim Bremer Weser-Kurier, arbeitete dann als Journalist bei der Norddeutschen Volkszeitung und wechselte schließlich zu Springers Bild. Die Station als Chefreporter der Hörzu ist der letzte Posten beim Hamburger Mogul, er verläßt das Haus nach dem Tode Springers 1985.

In den siebziger Jahren dient Siegerist nebenbei in Wahlkampfmannschaften verschiedener Unionspolitiker; der Niedersachse Ernst Albrecht, der Holsteiner Gerhard Stoltenberg oder der Hesse Alfred Dregger "liehen" sich den Springer-Mann für ihre Kampagnen. Bekannt wird im Wahlkampf 1980 die maßgeblich von Siegerist und Gerhard Löwenthal getragene "Bürgeraktion Demokraten für Strauß", Grundstein des Vereins "Die Deutschen Konservativen", dem Siegerist heute vorsteht und der nach eigener Aussage die größte konservative Bürgerinitiative Deutschlands ist und seit 2003 die boulevardesk aufgemachte Deutsche Konservative Zeitung herausgibt.

Kritik bleibt bei soviel Engagement nicht aus: den einen paßt die "laute" Art nicht, mit der der Umtriebige via Inserat für seine Projekte Geld und Unterstützer wirbt; andere werfen ihm eine zu enge Bindung an christdemokratische Positionen vor. Siegerist selbst grenzt sich inhaltlich wiederum von all jenen ab, deren Amerika- oder Israelkritik ihm unangemessen erscheint.

In vier Monaten also kann der Hansdampf des Konservatismus der driftenden CDU in Bremen zeigen, ob sie mit der vielleicht letzten politischen Bastion der Bürgerlichen noch rechnen muß. 

Die Deutschen Konservativen, PF 76 03 09, 22053 Hamburg, Telefon: 040 /299 44 01, Internet: www.konservative.de 


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