© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/07 26. Januar 2007

UMWELT
Landverlust durch Sturm
Volker Kempf

Sylt ist den Kräften des Meeres ausgesetzt. Das kostet Land. Die jüngsten Zahlen besagen, daß die Insel allein durch den Orkan "Franz" 100.000 Tonnen Sand verlor, seit Herbst 2006 sind es 800.000 Tonnen. Die Menge des Sandes, der 2006 durch einen Saugbagger angespült wurde, beträgt 1.200.000 Tonnen. Der Puffer schwindet in atemberaubendem Tempo. Sogar Stücke aus dem alten Kern der Hauptinsel sind bereits in die Nordsee gebrochen. Auf Amrum gab es Dünenverluste um etwa 20 Meter. Helgoland ist zwar durch eine Betonmauer geschützt, doch konnte das eine Erosion am Buntsandsteinfelsen mit dem Wahrzeichen "Lange Anna" nicht verhindern. Der Orkan "Kyrill" wütete letzte Woche noch heftiger, in Deutschland waren zehn Tote zu beklagen.

Sind das alles Auswirkungen des Klimawandels? Noch in den achtziger Jahren wurde der Landverlust Sylts nicht auf einen Klimawandel zurückgeführt. Wenn Sylt schrumpft, dann ist das nicht ungewöhnlich. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und der bislang warme und stürmische Winter macht allein noch keinen anthropogenen Treibhauseffekt aus. Doch die Wetterextreme nehmen weltweit zu. Das Weltklima erwärmt sich kontinuierlich, Jahr für Jahr in einem bislang unbekannten Tempo. Wenn der Meerwasserspiegel steigt und Orkane sich auch in Europa häufen, verstärkt das den Angriff der Meereskräfte auf die Inseln. Die EU-Klimapolitik kann die Ursachen allenfalls beeinflussen und die Folgen nicht beseitigen. Um so mehr sind konkrete Maßnahmen gegen den Landverlust gefragt. Nichts also gegen Klimaschutzziele, die in politischen Auseinandersetzungen eine große Rolle spielen, aber darüber darf der Pragmatismus nicht vergessen werden.


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