© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/07 02. Februar 2007

Aufgeschnappt
Gesicht zeigen: Ungenügend
Matthias Bäkermann

Marie-Luise Bock ist außer sich: Kaum vorstellbar, was man "für eine Welle losgetreten" habe. Sie werde "mit E-Mails totgeschlagen", alles sei "kaum noch zu ertragen". Schuld daran hätten laut der Rektorin der Martin-Luther-Schule im westfälischen Herten die Schülerinnen selbst, weil sie sich an die Presse gewandt haben. Gemeint sind Sarah und Farina, beide 16 Jahre alt, die vergangene Woche nach drei Rassismus-Projekttagen nicht an der Abschlußdemonstration gegen Diskriminierung und rechte Gewalt ("Zeig Rassismus die Rote Karte") teilnehmen wollten. "Dabei hatte die Demonstration eine äußerst positive Resonanz", gibt sich Bock gegenüber der JF verständnislos, "ich konnte stolz vermelden, daß alle Schüler daran teilnahmen, eben bis auf die zwei." Den Vorwurf, den beiden sei statt dessen eine Strafarbeit auferlegt worden, bestreitet Bock. "Sie sollten nur schriftlich Argumente sammeln, da sie sich auch weigerten, den 'Vertrag gegen Rassismus' zu unterzeichnen."

Sarah und Farina wehren sich unterdessen, als "Rassisten" angeprangert zu werden. "Wir sind gegen Rassismus", versichern sie der lokalen Hertener Allgemeinen. Sie meinen nur, daß "Ausländer sich der deutschen Kultur, Sprache und Lebensweise anpassen sollten", was sie in ihrer "Stillarbeit" mit "deutscher Art" ausdrückten. Die strenge Klassenlehrerin deutete allein diesen Terminus als entlarvendes "Nazi-Vokabular". Auch die Solidaritätsadressen für die Mädchen bestärken Bock in ihrem Verdacht. Man fordert von ihr "Nachhilfe in Demokratie" und wirft ihr "DDR-Methoden" vor. "So etwas klassifiziere ich eindeutig als rechts oder gar rechtsextrem", ist die Rektorin sicher.


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