© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/07 09. Februar 2007

Interessenpflege ist nötig
von Paul Rosen

Deutschland hatte einst klangvolle Namen in der Luftfahrt. Messerschmitt, Bölkow oder Dornier waren Legenden. Technischer Fortschritt war in ihren Werkshallen zu Hause. Die Branche wurde durch Konkurse und Fusionen schon lange dezimiert. Übrig blieb der französisch-deutsche Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS, der nach jahrelanger Erfolgsgeschichte mit Airbus-Flugzeugen inzwischen immer tiefer in die Krise taumelt. Jetzt sollen in großem Stil Arbeitsplätze abgebaut werden, und für die Bundesregierung rächt sich ihr langes industriepolitisches Desinteresse.

Während Frankreich immer dafür gesorgt hat, daß seine Interessen bei EADS gepflegt werden und der Konzern faktisch von Frankreich aus gesteuert wird, ist Industriepolitik in Deutschland ein Fremdwort. Gerüchte wollen wissen, daß in den deutschen EADS-Werken 8.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Der Aufkauf einiger EADS-Anteile durch deutsche Länder und Banken sichert keinen Einfluß. Erst Wirtschaftsminister Michael Glos, bisher als "Problembär" der Regierung verschrieen, hat mit den EADS-Bossen in einer Sprache gesprochen, die diese auch verstehen. Er drohte dem Konzern kurzerhand mit dem Entzug von Aufträgen im lukrativen Rüstungsbereich. In der Tat braucht Deutschland nicht unbedingt 180 Eurofighter oder 60 Großraum-Transportflugzeuge. Aber es braucht einen gleichberechtigten Anteil an der Airbus-Produktion mit Frankreich. Die Rechnung, daß Frankreich produziert und Deutschland zahlt, darf nicht aufgehen.


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