© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/07 16. Februar 2007

Muslimische Marken per Mausklick
Medien: ZDF startet ab Mai dieses Jahres im Internet ein wöchentliches "Wort zum Freitag"
Wolfgang Fenske

Es soll einmal eine Zeit gegeben haben, in der man freitags kein Fleisch aß, weil man an diesem Tag des Kreuzestodes Christi gedachte. Es soll eine Zeit gewesen sein, in der es noch selbstverständlich war, daß die Woche mit dem Sonntag beginnt und mit dem Sonnabend endet. Eine Zeit, in der niemand darüber erstaunt war, daß christliche Feiertage schon am Vorabend eingeläutet werden. Als auch das "Wort zum Sonntag" noch manchen auf den Sonntag einstimmte.

So lange müssen diese Zeiten zurückliegen, daß selbst den Programmverantwortlichen des ZDF nicht mehr von ihnen erzählt wurde. Anders ist die Mitteilung von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, wonach der Sender ab Mai wöchentlich ein islamisches "Wort zum Freitag" verbreiten will, kaum zu erklären. Daß Brender damit erst einmal im Internet "Marken setzen" will, ist nur ein geringer Trost. Nach der Erprobungsphase wird man - dem Gleichbehandlungsgrundsatz folgend - nicht zögern, auch auf Sendung zu gehen.

Noch vor einem Jahr hatte der damalige ARD-Vorsitzende Thomas Gruber die Einführung eines "Wortes zum Freitag" abgelehnt, weil "unsere Kultur" geprägt sei "von den Traditionen des christlichen Abendlandes". Dem ZDF scheint dieser Umstand wenig zu bedeuten. Klage über religiöse Überfremdung wäre dennoch fehl am Platze. Denn so zutreffend es ist, daß Sonntage den abendländischen Kulturkreis prägen, so zutreffend ist es auch, daß das "Wort zum Sonntag" den meisten weniger zur geistlichen Erbauung denn zur Verrichtung der Notdurft dient. Keine fremde Kultur ist stärker, als die eigene Blasenschwäche es zuläßt. Das sollten sich diejenigen klarmachen, die künftig auch für das "Wort zum Freitag" zuständig sind: die Kirchenredakteure des ZDF.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen