© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/07 23. Februar 2007

Die Antifa spielt den Zensor
Braunschweig: Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen setzen Linksextremisten Zeitungshändler unter Druck / Verkaufsstopp für JF gefordert
Christian Dorn

Angefangen hatte alles im Sommer vergangenen Jahres. Damals verteilten "junge AntifaschistInnen" vor dem Zeitungsladen "Pressezentrum Salzmann" in der Burgpassage der Braunschweiger Altstadt Flugblätter gegen den Verkauf "rechte(r) und faschistische(r) Publikationen" - gemeint war damit auch die JUNGE FREIHEIT. Bei der Aktion wurde auf einen Salzmann-Kunden, der es gewagt hatte, die JF trotzdem zu kaufen, in dem Geschäft sogar eingeschlagen. Bei dem anschließenden Gerichtstermin, als die Linksextremisten hätten bestraft werden sollen, war der Zeuge der Anklage aber nicht mehr bereit auszusagen.

Dieses Versagen der Justiz durch die ausbleibende Verurteilung hat die Antifa ganz offensichtlich in ihrem Vorgehen gegen die Presse- und Meinungsfreiheit bestärkt. So sieht es auch der zuständige Mitarbeiter der Kriminalpolizei mit Blick auf den vergangenen Samstag. Dem Pressevertrieb Salzmann, der sämtliche Händler im Raum Süd- und Ost-Niedersachsen beliefert, wollte die "Antifa" Braunschweigs an diesem Tag den "goldenen Baseballschläger" überreichen. Begründung: Salzmann habe "bei der Verbreitung faschistischer Propaganda den ersten Platz erreicht".

Dafür hatten sich - einem Aufruf des "Antifaschistischen Cafés" Braunschweig folgend - achtzig junge "AntifaschistInnen" am Ringerbrunnen der Altstadt versammelt, um die Öffentlichkeit von ihrer Boykottforderung zu unterrichten. So heißt es in dem vor Ort verteilten Flugblatt voller Tadel, daß Salzmann "trotz mehrmaliger öffentlicher Protestaktionen weiterhin die neu-rechte Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT" vertreibe. Es wird moniert, daß Salzmann, "anstatt sich einsichtig zu zeigen und das Geschäft mit der rechten Hetze einzustellen", seelenruhig weiterverkauft habe.

Auf dem kurzen Weg vom Ringerbrunnen zum Ladengeschäft wurden Flugblätter verteilt, auf denen darüber "aufgeklärt" wurde, daß Salzmann "durch den Verkauf der JUNGEN FREIHEIT (...) die Gewalttaten des faschistischen Straßenmobs" befördere. Die Infamie blieb unwidersprochen. Passanten, im Anschluß befragt, zuckten die Schultern und meinten, daß wohl schon irgendwas "dran" sei, obwohl sie sich auch nicht vorstellen könnten, daß der Laden "Nazi-Propaganda" vertreibe. Als die Antifa-Schar - unter Aufsicht von Polizei und Staatsschutz - vor dem Geschäft angekommen war, wurde per Lautsprecher ein eigens aufgenommener "Trailer" abgespielt: Unterlegt von der Melodie "New York, New York", säuselte eine junge Frauenstimme in der Art einer Kaufhaus-Durchsage: "Das Pressezentrum Salzmann hat gewonnen: den Preis des goldenen Baseballschlägers für die Verbreitung faschistischer Hetze". Es sei ein "Preis, den sich Salzmann wirklich verdient hat": "Denn stets hielt man dort am Verkauf von Zeitungen der Neuen Rechten fest, obwohl man sie mehrfach darauf hingewiesen" habe.

Weil Salzmann nicht hören könne, sollte es nun fühlen. Die Salzmann-Mitarbeiter waren jedoch nicht bereit, den mit Goldpapier beklebten Schläger entgegenzunehmen. Nachdem die Antifa-Schar die Burgpassage mehrere Minuten blockiert hatte, legte sie den Baseballschläger schließlich vor der Filiale nieder, ging zurück zum Ringerbrunnen und löste sich auf.

Doch die Wahrnehmung des Spuks, der so plötzlich, wie er aufgetaucht, auch wieder verschwunden war, könnte widersprüchlicher nicht sein: Denn fatal in seiner Signalwirkung war die über Lautsprecher verbreitete Erfolgsmeldung der Linksextremisten, daß Salzmann die JF mit heutigem Tage aus dem Programm genommen habe. Tatsächlich war die Zeitung dort nicht mehr im Angebot. Von Salzmann heißt es, daß sie wegen fehlender Nachfrage gerade aus der Belieferung herausgefallen sei. Im Sinne der Pressefreiheit bleibt also zu wünschen, daß die JUNGE FREIHEIT künftig rege in der Salzmann-Filiale der Burgpassage nachgefragt wird.

Dann könnten auch neugierige Passanten erfahren, was es mit der Antifa-Desinformation auf sich hat. So waren einige Familien zu sehen, die ihren fragenden Kindern die Situation vor dem Laden gemäß der Denunziation des Antifa-Blattes erläuterten. Drauf angesprochen, ob sie denn die Zeitung kennen würden, verneinten sie und revidierten schließlich gegenüber ihren Kindern, was sie ihnen eben noch gedankenlos nacherzählt hatten. Doch ihre Absicht, die JF zum Überprüfen der Antifa-Warnungen zu kaufen, war hier nicht mehr möglich. Die Antifa schien für diesen Samstag gesiegt zu haben.

Foto: Sogenannte "Antifaschisten" vor der Salzmann-Filiale in Braunschweig: Gewaltbereit


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