© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/07 23. Februar 2007

UMWELT
Mißbrauchte Wissenschaft
Volker Kempf

Man hat sie leid, die Konferenzen der Internationalen Walfangkommission (IWC). Jedes Jahr Bilder mit Blutlachen im Meer, Harpunen und toten oder verletzten Walen. Anklagen von Umweltschützern, arme Teilnehmerstaaten seien bestochen worden, sind nicht von der Hand zu weisen. Norwegen setzt sich über ein 1986 beschlossenes Moratorium hinweg, Japan eröffnet die Jagd "im Namen der Wissenschaft". Dänemark schwankt, auch hier besonders liberal sein zu wollen. Greenpeace dagegen bemüht sich nicht ganz ohne Erfolg, Walfängern den Wag abzuschneiden. Die Umweltschutzorganisation Sea Shepherd ließ es auch schon einmal auf eine Kollision mit einem Walfangschiff ankommen. Etwa 2.000 Wale fallen dennoch jedes Jahr den Harpunen zum Opfer.

Und die Wissenschaft? Die müßte eigentlich über den japanischen Mißbrauch der Wissenschaftsfreiheit empört sein. Der Bund Freiheit der Wissenschaft könnte eine Tagung hierzu veranstalten oder wenigstens gegen den Mißbrauch der Wissenschaftsfreiheit protestieren. Zumindest schaden könnte das nicht. Das Unwesen im Namen der Wissenschaft sollte jedenfalls auch einen nüchternen Wissenschaftler nicht kalt lassen. Japan mag weit weg sein, eine deutsche Organisation nur einen begrenzten Aktionsradius haben. Aber wo steht geschrieben, daß sich Wissenschaftler und ihre Organisationen nicht auch globalisieren, das heißt vernetzen können. Vielleicht fehlt nur der rechte Anstoß dazu. Das wäre einmal eine gute Nachricht, wenn neben dem jährlich wiederkehrenden und noch immer nutzlosen Gezerre auf den Konferenzen des IWC endlich mal Wissenschaftsorganisationen gegen den Mißbrauch der Wissenschaftsfreiheit durch Japan protestieren.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen