© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/07 23. Februar 2007

Trügerischer Schein:
Der Gotteskrieger und seine Frau
Christoph Martinkat

Der 11. September 2001 rüttelte sie endgültig wach. Plötzlich hörte Doris Glück Namen, die ihr bekannt vorkamen. Ihr wurde klar, in welch gefährlichen Kreisen sie jahrelang gelebt hatte. Sie wandte sich an den Verfassungsschutz. Im Oktober 1987 hatte Doris Reda Seyam kennengelernt. Der Ägypter war nach absolviertem Studium nach Deutschland gekommen, um hier zu arbeiten. Sie wurden ein Paar, heirateten, Seyam erhielt die deutsche Staatsbürgerschaft. Zunächst hatte es den Anschein, als wollte er sich mit dem westlichen Lebensstil arrangieren. Doch bald traf er sich regelmäßig mit Glaubensbrüdern, kleidete sich wie ein Taliban. Zunächst von seinem Wandel beeindruckt, trat seine Frau zum Islam über.

Doris Glück kam ins Zeugenschutzprogramm

Als Seyam sich 1994 entschloß, nach Bosnien zu gehen, um den Muslimen im Krieg mit den Serben zu helfen, folgte sie ihm. Doch dann entdeckte sie, daß Seyam - unter dem Deckmantel der humanitären Hilfe - Geld und Waffen für den Dschihad lieferte. Er schloß sich den Mudschaheddin an, arbeitete als Kameramann, drehte unter anderem Hinrichtungsvideos, mit denen in Moscheen für den Heiligen Krieg geworben wurde. Doris Glück kehrte nach Deutschland zurück, sagte aus, wurde ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Doch mittlerweile ist auch Seyam - er gilt als einer der Drahtzieher des Terroranschlags auf Bali - wieder in Deutschland. Der Generalbundesanwalt ermittelt, doch Seyam befindet sich weiterhin auf freiem Fuß. Und Doris Glück hat einfach nur Angst. - "Der Gotteskrieger und seine Frau" (Mo., 26. Februar, 21 Uhr).


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