© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/07 09. März 2007

Meldungen

Sinn: "Wir brauchen einen starken Staat"

MÜNCHEN. Der Ökonom Hans-Werner Sinn hat sich gegen starre Tarif- und Mindestlöhne in Deutschland ausgesprochen. "Wir müssen den Arbeitsmarkt von den Lohnfesseln der Gewerkschaften befreien", forderte der Chef des Ifo-Instituts vorige Woche in der Rheinischen Post. Ein faktischer Mindestlohn werde durch Hartz-IV-Leistungen gesetzt. "Ich plädiere für einen aktivierenden Sozialstaat, der das Mitmachen statt das Wegbleiben bezahlt, und ferner für gesetzliche Öffnungsklauseln in den Tarifverträgen, die den Einzelbetrieben gegenüber ihren Verbänden mehr Macht geben", erläuterte Sinn. Das sei keineswegs "neoliberal", denn "Neoliberale wollen die Umverteilungsaktivität des Sozialstaates nicht. Ich will sie indes. Wir brauchen einen starken Staat, um die Verlierer der Globalisierung zu schützen", so Sinn. "Aber wir können sie nicht schützen, indem wir, implizit oder explizit, Mindestlöhne setzen. Dann treiben wir sie nur in die Arbeitslosigkeit. Wirklichen Schutz bieten nur Lohnzuschußsysteme. Sie sichern Mindesteinkommen."

 

Streit zwischen Audi und Umweltverband

BERLIN/INGOLSTADT. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat die Firma Audi zum Bau umwelt­freundlicherer Autos aufgefordert. "Audi gebührt die Rote Laterne, wenn es um die Erfüllung der Selbstverpflichtung der Autohersteller zur Minderung der Treibhausgase geht. 420-PS-Boliden wie den neuen Audi R 8 auf die Straße zu bringen, wider­spricht jedem Klimaschutzziel", erklärte BUND-Geschäftsführer Gerhard Timm. Der neue Audi-Chef Rupert Stadler wies die Kritik scharf zurück. Das EU-Ziel von 120 Gramm CO2 pro Kilometer im Flottendurchschnitt sei für einen Premiumhersteller rein physikalisch nicht machbar. Wenn man Audi, BMW und Mercedes verbanne, gebe es zwar 1,5 Prozent weniger CO2-Ausstoß, "aber Sie machen die Industrie kaputt", erklärte Stadler vorige Woche auf der Audi-Jahrespressekonferenz. "Wir leben von der Mobilität." Auch die japanischen Hybridantriebe (JF 9/07) seien keineswegs besser als deutsche Motoren. Das könne "jeder Ingenieur bestätigen", so Stadler. Durch seine Forschungsanstrengungen wolle Audi bis 2015 der umweltverträglichste Oberklassehersteller werden.

 

Knoblauchkröte ist der Lurch des Jahres 2007

RHEINBACH. Die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) ist von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) zum "Froschlurch des Jahres 2007" gekürt worden. Das hauptsächlich nachtaktive, 60 bis 70 Millimeter kleine Tier ist durch seine versteckte Lebensweise selbst vielen Naturfreunden unbekannt. Mit seiner Wahl will die DGHT auf die zunehmende Bedrohung dieser Art aufmerksam machen. Die Kröte steht auf der Roten Liste unter "stark gefährdet". Zu den Gefährdungen gehören unter anderem der Verlust von Laichgewässern durch Verfüllen und Trockenlegung.

 

Zahl der Woche

Etwa 76.600 Gefangene waren vergangenes Jahr in den deutschen Justizvollzugsanstalten inhaftiert. Knapp 4.100 (5,3 Prozent) davon waren Frauen. Im Jahr 1993 hatte der Frauenanteil nur bei 4,1 Prozent gelegen. In der Sicherungsverwahrung befanden sich 2006 ausschließlich Männer. (Quelle: Statistisches Bundesamt)


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen