© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/07 09. März 2007

Leitwährungspolitik ist legalisierter Betrug
Der Finanzpublizist Reinhard Deutsch deutet die Edelmetall-Entkoppelung der Währungen nach Bretton Woods als hochriskant
Hans-Jürgen Hofrath

Zentralbanken haben eine fulminante Bedeutung für die Steuerung der Geldmenge in modernen Volkswirtschaften - und entscheiden so maßgeblich über Wohl und Wehe der Ökonomie. Und just dies wertet der Unternehmer und Finanzpublizist Reinhard Deutsch als Indiz für eine gewaltiges Komplott: Erst seit dem Bestehen von Notenbanken und besonders nach dem endgültigen Abschied von Währungsbindungen an Silber (Deutschland 1871) oder Gold (1971 Aufkündigung des Bretton-Woods-Systems durch die USA) seien inflationäre Phänomene ein Krebsgeschwür des Weltwirtschaftssystems. Zeitigt dieses doch die Konsequenz, daß der "kleine Mann" hierdurch einer Art von "legalisiertem Betrug" durch die Produktion schlechten Geldes - welches gutes verdrängt - zum Opfer fällt. Inflation kommt nämlich - je nach Ausmaß - durchaus die Wirkungsweise einer verdeckten Steuer zu.

Im Ergebnis Grund genug für Deutsch, eine seiner Meinung nach durch die Notenbanken ungehemmt betriebene, über expansive Kreditausleihungen gesteuerte Geldproduktion quasi "aus dem Nichts" ("fiat money") kritisch zu hinterfragen. Die Federal Reserve der USA hat dazu durch Anwerfen der Notenpresse zwecks internationaler Finanzierung ihres immensen Leistungsbilanzdefizits - auf Basis des Dollars als (ungedeckter) Leitwährung - noch zusätzlich beigetragen. Beachtliche Wertverluste sowohl für Dollar als auch D-Mark und Euro waren alles in allem eine ebenso zwangsläufige Konsequenz von Inflationierungen wie die sich beschleunigenden Verschuldungsspiralen.

Richtig ist, daß sich die Geldmenge maßgeblich am Produktionspotential oder dem Bruttosozialprodukt mit der Folge zu orientieren hat, ein gesundes Potentialwachstum zu ermöglichen. Nach den keynesianisch-geldmengenexpansiv geprägten siebziger Jahren ist es sowohl der Bundesbank als auch der EZB durchweg gelungen, die Inflation zumindest der Güterpreise auf monetaristischem Wege leidlich in den Griff zu bekommen.

Allerdings - und da ist dem Autor prinzipiell beizupflichten - haben sich etwa im Bereich der Aktien- und Immobilienspekulationen auf internationaler Bühne gleichwohl gewaltige spekulative Überhänge gebildet ("Monopolygeld" bzw. "bubble economy"). Hieraus resultieren latente Gefahren für die Realökonomie in Gestalt spekulativer Blasen sowie Hyperinflation. Wenn etwa die zur Zeit weltweit umlaufende und in beachtlichem Ausmaß an den Finanz- und Immobilienmärken Anlageziele suchende Geldmenge das Achtzigfache der sich real im globalen Verkehr befindlichen Warenwerte beträgt, gibt dies sicherlich zu berechtigten Bedenken Anlaß - und ist ob dieser ungesunden Entwicklung daher auch im geldpolitischen Diskurs der letzten Jahre ein brisantes Thema.

Erinnert sei in diesem Kontext etwa an die Finanzkrisen in Japan, Mexiko und Argentinien wie auch an die primär durch kreditangeheiztes Internet-Spekulationsfieber heißgelaufene und schlußendlich zerplatzte "Dotcom-Blase" vom März 2000 - welche die Hoffnungen nicht zuletzt vieler Kleinanlager pulverisiert hat. Aber auch die derzeit imminente US-Immobilienkrise ist exemplarisch oder die berüchtigte Weltwirtschaftskrise Anno 1929.

Da angesichts der so aufgestauten Geldmenge - welche ja auch den Wirtschaftskreisläufen wieder auf irgendeine Weise entzogen werden muß - und der letzthinnigen Nichteinlösbarkeit der damit verbundenen Schuldversprechungen ein großer Crash immer wahrscheinlicher wird, gibt Deutsch dem Leser eine stringente Empfehlung: zwecks Verhinderung der infolgedessen unvermeidlichen Geldvernichtung sich mittels Anlagen in Silber eine Parallelwährung zu kreieren ("Remonetarisierung" des Silbers). Und zwar sollte dieses "Gegenkomplott" rechtzeitig vor dem unausweichlich einsetzenden Silberboom erfolgen.

Sicherlich ist eine gesunde Distribution des Vermögens auf unterschiedliche Anlageobjekte eine bewährte Anlageregel - ohne aber in übertriebene Panik zu verfallen. Jedenfalls bleibt zu hoffen, daß auch die Initiative des Autors nicht zu einem ökonomisch ebenso bedenklichen, weil spekulativen und angstinduzierten Ansturm auf Silber verführt. Zumal sich dann im Extremfall die nicht nur theoretische Möglichkeit einer staatlichen Regulierung privaten Silberbesitzes eröffnen könnte.

Reinhard Deutsch: Das Silberkomplott. Kopp Verlag, Rottenburg am Neckar 2006, gebunden, 320 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro


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