© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/07 09. März 2007

Frisch gepresst

Migration. Die Festschrift für den 1941 in Breslau geborenen Münsteraner Politologen Dietrich Thränhardt folgt einmal nicht der üblichen Praxis, dem Jubilar ein "Leipziger Allerlei" zu servieren. Denn hier konzentrieren sich alle Beiträger auf Thränhardts Hauptforschungsfeld, die "Migration", die er auch institutionell, im Arbeitskreis "Migrationspolitik" in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, seit 1994 verankert hat. Daß ausgerechnet der einleitende Aufsatz zur intellektuellen Biographie und den wissenschaftlichen Verdiensten dieses deutschen Professors in englischer Sprache publiziert wird, veranschaulicht den in diesem Metier seit langem gezeigten Mut zur Lächerlichkeit. Beachtlich unter den zahlreichen Aufsätzen, darunter nur drei englischsprachige, sind vergleichende Betrachtungen über türkische Migration in Deutschland und den Niederlanden sowie die Überlegung Oliver Schmidtkes zum Ende des "multikulturellen Experiments" in der US-Eiwanderungspolitik (Herausforderung Migration - Perspektiven der vergleichenden Politikwissenschaft, herausgegeben von Sigrid Baringhorst/James F. Hollifield und Uwe Hunger, LIT Verlag, Münster 2006, broschiert, 426 Seiten, 29,90 Euro).

Deutsche Länder. In seiner letzten Phase umfaßte das Heilige Römische Reich deutscher Nation 1.789 eigenständige Territorien. Obwohl ausgerechnet Napoleon diesen lähmenden Spuk 1803 den Garaus bereitete, wurde das sich in jener pervertierten Form ausdrückende föderale System in Deutschland weiter beibehalten und findet bis heute in der bundesrepublikanischen Struktur seinen Niederschlag. Ulrich March, ehemaliges Vorstandsmitglied im Bundesverband der Geschichtslehrer Deutschlands, hat nun komprimiert die Geschichte deutscher Länder vorgelegt. In der groben Struktur hält er sich dabei an die heutigen 16 Bundesländer, deren landsmannschaftliche Wurzeln aber oft äußerst heterogen sind und wie in Franken, dem Rheinland oder Westfalen eine Zuordnung schwerlich sinnvoll erscheinen lassen. Nichtsdestotrotz schafft es March, in seiner Schau über 1.200 Jahre den Kosmos der regionalen Geschichtsschreibung zu erschließen, ohne sich in dem Gestrüpp dynastischer Genealogien zu verheddern und damit den Blick auf das "große Ganze" - nämlich das Reich als oberste Rechtseinheit - zu erschweren. Insofern liefert seine Zusammenfassung eine nahezu perfekte Geschichtslehrstunde (Kleine Geschichte deutscher Länder. Regionen, Staaten, Bundesländer. Ares Verlag, Graz 2006, gebunden, 296 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro).


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