© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/07 16. März 2007

Heimatfront
von Michael Paulwitz

Daß Deutschlands Freiheit von einem Expeditionskorps am Hindukusch verteidigt wird, war wohl etwas zu simpel gedacht. Die Terrordrohungen islamischer Extremisten erinnern die deutsche Öffentlichkeit jetzt unsanft daran, daß es in jedem modernen Krieg stets auch eine Heimatfront gibt.

Die Frage ist dabei nicht, ob die Teilnahme am Afghanistan-Krieg etwa schon deshalb ein Fehler war, weil sie die Terrorgefahr im eigenen Land erhöht. Wer zu den Waffen greift, muß Opfer in Kauf nehmen; und daß in einem asymmetrischen Krieg jedermann zur Zielscheibe werden kann, ist ein Risiko, das bei allen Kriegsentscheidungen einkalkuliert werden muß. Vielmehr stellt sich die Frage, ob die Sache, für die unsere Soldaten da ins Feld geschickt wurden, diese Opfer auch wert ist. Um eine ehrliche Antwort darauf kann sich die Bundesregierung nicht länger herumdrücken. Zweifel sind angesichts der rasanten Irakisierung des Afghanistan-Krieges und der an Vietnam erinnernden Rufe nach immer neuen Verstärkungen durchaus angebracht.

Unbequemer noch ist die Erkenntnis, daß die gegnerische fünfte Kolonne bereits mitten unter uns aktiv ist. Schön, daß Beckstein uns vor erhöhter Terrorgefahr durch fanatisierte islamistische Gruppen und hier geborene Terroristen warnt. Noch schöner wäre zu erfahren, warum man die Milieus, in denen diese home-grown terrorists gedeihen konnten, überhaupt ins Land gelassen hat und was man zu ihrer Austrocknung zu tun gedenkt. Es gibt viel zu tun an der Heimatfront.


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