© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/07 16. März 2007

UMWELT
Auf der Arche Noah wird es eng
Volker Kempf

Die fortgeschrittenen Industriestaaten üben Druck auf die Ökosysteme aus. Der Wirtschaftsboom in den Schwellenländern fordert einen zusätzlichen ökologischen Tribut. Nicht nur die Verbrennung fossiler Energieträger hat weltweit zugenommen, sondern auch der Druck auf die Tierwelt. So ist Elfenbein - in China als Luxusgut beliebt - gefragt wie nie zuvor. Die Elfenbeinpreise stiegen entsprechend an: von 100 Dollar für ein Kilo 1989 auf 750 Dollar 2006. Das lockt Wilderer, zuzuschlagen: 24 Tonnen Elfenbein wurden allein 2006 beschlagnahmt. Dabei liegt die Dunkelziffer nach Expertenauskunft bei 90 Prozent. Letztes Jahr mußten damit etwa 23.000 Elefanten ihr Leben für den illegalen Elfenbeinhandel lassen. Insgesamt wird der Elefantenbestand in Afrika auf 500.000 geschätzt. Bei der jetzigen Abschußrate sei der Elefant vom Aussterben bedroht, berichtet L'Alsace unter Berufung auf US-Biologen. Doch der Nachfrageboom ist noch nicht am Ende.

Langsam ist es wieder Zeit für eine Arche Noah. Für Frösche wird das schon längst offen ausgesprochen. Aquarien und Zoos sollten Frösche aufnehmen, weil etwa die Hälfte aller 6.000 Arten vom Aussterben bedroht seien. Auslöser des Problems sei der Chytridpilz, der die Haut angreife und zum Erstickungstod des Tieres führen könne. Zehn Froscharten würden durch den 1998 um sich greifenden Pilz pro Jahr aussterben - die Auswirkungen auf die schätzungsweise 3.000 unbekannten Froscharten noch nicht eingerechnet. Ob der Mensch seinen Anteil auch an diesem Problem hat, war bislang zwar nicht in Erfahrung zu bringen. Sicher ist nur, auf der Arche Noah wird es langsam eng. Das Artensterben ist das größte seit der Saurierzeit.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen