© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/07 16. März 2007

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema "Die Flucht", JF 10/07

Noch viel zu verhalten

Die Quintessenz des aufwendigen Filmspektakels: Die Flucht aus Ostpreußen war doch gar nicht so schlimm, wie immer behauptet wird! Die Leute konnten "ordnungsgemäß" packen und die Wagen beladen. Verhungern und erfrieren mußte unterwegs keiner, auch fand sich immer ein Nachtquartier. Selbst die Tieffliegerangriffe beim Zug übers Haff hielten sich in Grenzen, man fand Deckung unter den Planwagen, von denen auch nur ein einziger ins Eis einbrach, wobei der Insasse wohlbehalten aus den eiskalten Fluten wieder auftauchte und keinerlei Anzeichen einer Unterkühlung oder Erfrierung zeigte. Den einzigen Todesfall eines Kindes fand man immer noch Zeit zu betrauern.

Die Fluchtdramatik war offenbar auch nicht so gravierend, als daß die Gräfin nicht noch Zeit und Sinn für eine mehr oder minder ausgiebige Liebesromanze mit einem französischen Kriegsgefangenen gefunden hätte, ohne den der Betrieb des Ritterguts ja zusammengebrochen wäre.

Im übrigen hatten die deutschen Soldaten offenbar keine Zeit für Abwehrkämpfe gegen die Russen, sondern alle Hände voll damit zu tun, Deserteure aufzuknüpfen und Kriegsgefangene zu erschießen. Schließlich waren auch die Russen nicht so fürchterlich. Nur zwei Frauen wurden vergewaltigt, was die eine von ihnen offenbar aber gut überstanden hatte. Letzlich kamen fast alle wohlbehalten (und gut genährt) im sonnigen Bayern an, und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute!

Welch unglaublich dreiste Geschichtsklitterung muß man eigentlich noch über sich ergehen lassen! An diesem groß angekündigten "Streifen" stimmt fast gar nichts! Das unsägliche Grauen und namenlose Elend Tausender vergewaltigter (und totgeschlagener) Frauen kommt nicht ansatzweise zur Sprache und bleibt ebenso unerwähnt wie der Hinweis, daß von den im Nachspann genannten dreißig Millionen Vertriebenen in Europa circa die Hälfte Deutsche waren. Der kluge und resignierende Kommentar von Doris Neujahr ist daher noch viel zu zurückhaltend.

Prof. Dr. Roland Bitsch, Gießen

 

An Scheunentoren gekreuzigt

Eine Nachgestaltung von Flucht und Vertreibung kommt der Wahrheit erst dann nahe, wenn Vorkommnisse wie die an Scheunentoren gekreuzigten deutschen Frauen und Mädchen aus der Nähe gezeigt werden. Der erste Panzer meldete: "Wir kommen nicht vorwärts, alles mit Flüchtlingen verstopft." Die Antwort: "Sie haben Befehl, um A Uhr in X zu sein, Sie fahren zu!" Der Panzer klappte den Turm zu und fuhr los, auf, in und durch die Flüchtlinge.

Prof. Dr. Helmut Schröcke, Kottgeisering

 

Eine Verniedlichung

Schon der Titel des Filmes ist eine Verniedlichung: Es handelte sich nämlich um "Vertreibung" - nicht um "Flucht". Zwölf Millionen Menschen jeden Alters, Frauen und Kinder wurden ihrer Habe beraubt und unter viehischen Bedingungen von Haus und Hof gejagt. Drei Millionen Zivilisten wurden ermordet. Das Verhalten der Rotarmisten mit den sogenannten Greueltaten der deutschen Soldaten in Rußland zu rechtfertigen, ist einfach absurd.

Bereits 1914, als noch kein deutscher Soldat eine russische Grenze überschritten hatte, hatten die Russen bei ihrem Einmarsch in Ostpreußen gezeigt, was sie unter "Kriegshandwerk" verstehen. Bis 1944/1945 hatten sie sich in keiner Weise geändert. Wie ein Generalbefehl wurde das Kommando erteilt, deutsche Frauen nicht nur zu vergewaltigen, sondern zu erschlagen. Das tat die Rote Armee in einer bis dahin in der Menschheitsgeschichte nicht erlebten Art und Weise.

Solange in Deutschland keine Gedenkstätte für unsere vertriebenen Landsleute errichtet werden darf, kann jede andere Form einer Vergangenheitsbewältigung nur eine unehrliche Ersatzhandlung sein. Wenn der Widerstand gegen eine objektive Aufarbeitung der Vertreibung weiter verhindert wird, läßt das auf die Charaktere derer schließen, die gegenwärtig unser Volk zu vertreten vorgeben.

Herbert Gassen, Bruchköbel

 

Kein authentisches Schicksal

Warum orientiert sich ein Drehbuch eines zeitpolitisch bedeutenden Filmes nicht an einem authentisch erlebten Schicksal über Flucht und Vertreibung aus dem Deutschen Osten? Im Gegensatz hierzu hat Erika Morgenstern mit ihrem Buch "Überleben war schwerer als Sterben" (Arndt Verlag, Kiel, 1990, 4. Auflage 2002 Herbig) den kulturellen Untergang Königsbergs und Ostpreußens 1944/48 als Kind erlitten und keine politisch korrekten Einschübe produziert, die die große Flucht und Vertreibung aus dem deutschen Osten durch eine deutsche Urschuld relativieren.

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

Mehr fällt einem dazu nicht ein

Nun haben wir ihn also gesehen, den Film: Die Ostpreußin Rosamunde Pilcher verliebt sich in den französischen Kriegsgefangenen Jan Philipp Reemtsma, und gemeinsam klären sie bei dieser Gelegenheit die Verbrechen der Deutschen Wehrmacht und die Kriegsschuldfrage für zehn Millionen Euro GEZ-Gebühren. Mehr fällt einem dazu nicht mehr ein!

Thomas Jürgewitz, Hannover

 

 

Zu: "Herrscher, nicht Hegemon" von Michael Wiesberg, JF 10/07

Rußland als Verbündeter

Ein vor sich hin schwächelndes, in Auflösung befindliches Westeuropa wird immer im Schatten eines Hegemons stehen und wird auch eines solchen Hegemons bedürfen. Die Frage ist nur: Was wollen wir, wo liegen unsere tatsächlichen zukünftigen Interessen? Rußland wird nie einen Krieg zur Gebietserweiterung führen müssen, allenfalls lokale Kriege zur Gebietssicherung (Ukraine und Tschetschenien). Es wird auch nie einen Krieg um Energie führen müssen. Sowohl Land als auch Energie hat Rußland mehr, als es alleine bewältigen kann.

Die USA dagegen werden uns immer öfter und immer tiefer in Kriege um Energie hineinziehen. Diese Kriege, für die europäisches Blut und Leben geopfert werden sollen, sind fast ausschließlich im Interesse der USA, die einer der größten und unersättlichsten Energieverbraucher sind.

Wenn Westeuropa mit seinem "Know­how" und seiner Technik Rußland dabei hilft, seine eigenen Ressourcen zu erschließen und im Gegenzug dafür Sicherheit und Energie bekommt, wäre das meiner Ansicht nach die beste Lösung. Das Ganze ist nur eine Frage des Preises. Um den auszuhandeln, bedarf es einer klugen und weitsichtigen Außenpolitik. Aus meiner Sicht liegt unsere Zukunft in guten politischen Beziehungen und in wirtschaftlicher Anbindung an Rußland. Alleine schon die geostrategische Lage macht Rußland zum natürlichen Verbündeten Westeuropas.

Dr. Friedrich Walter, Wankendorf

 

 

Zu: "Vorgeschmack auf die heiße Phase" von Marcus Schmidt, JF 10/07

Kontraproduktiv

Herrn Joachim Siegerist gebührt Anerkennung für das ehrenwerte Ziel, ein konservatives Korrektiv in der deutschen Parteienlandschaft etablieren zu wollen. Auch sein Mut, den hierzulande die Umsetzung eines solchen Ansinnens (leider) erfordert, ist zu loben. Wenn er sich jedoch von der DVU, die den 23. Mai aus Respekt vor dem bundesrepublikanischen Grundgesetz zum Feiertag erklären möchte, mit dem Hinweis auf den "braunen Sumpf" abgrenzen möchte, bedient er sich nicht nur des Totschlagvokabulars derer, die ihm selbst das Leben schwermachen. Er verbaut damit auch den grundsätzlich zu einer konservativen Alternative Wechselwilligen den Weg, die sich von ihm anderes als eine Belehrung über ihre versumpfte Existenz gewünscht hätten.

Felix Günther, Rodgau

 

 

Zu: "Sonnengemacht" von Christian Bartsch, JF 9/07

Schier unglaublich

Es ist schier unglaublich, in der JUNGEN FREIHEIT einen Artikel dieses Inhalts vorzufinden. Artikel dieses Inhalts - nahezu wörtlich - gingen mir in der Zeit zu, als ich selber noch als Wissenschaftsjournalist tätig war. Und wissen Sie auch, wer mir derartige, mit Desinformationen gespickte Artikel zuschickte? Das war der Verband privater Kohlekraftwerksbetreiber in den USA! In puncto Naturwissenschaft und Technik hat die JF ohnehin einen blinden Fleck.

Karl-Heinz Franke, Berlin

 

Es muß sich was ändern!

In diesem Artikel sind diverse Thesen genannt, doch fehlen leider zuweilen die genauen Belege und Quellen. Außerdem vermisse ich den Appell an das Verantwortungsgefühl der Menschen. Ich bin mir sicher, daß viele Menschen sich immer erst vom ins Brunnenwasser gefallenen Kind beeindrucken lassen werden; die wissenschaftlichen Untersuchungen zu Methan (auch der Hinweis fehlt) und CO2 jedenfalls sind in ihrer Vielzahl nicht von der Hand zu weisen.

Bekanntester Mahner in Sachen Klimapolitik hierzulande ist Mojib Lahtif, dem über die klimaschädigende Wirkung des Kohlenstoffdioxyd hinausgehende Beeinträchtigungen von Mensch und Tier ebenfalls bekannt sein dürften. Wir sollten ernstzunehmenden Wissenschaftlern und Instituten durchaus etwas mehr Gehör schenken und deren Ratschläge wenigsten sorgfältig prüfen, denn es muß sich etwas ändern!

Michael Siebel, Kreuztal

 

Nun ist das Klima dran

Vielen Dank für den großartigen Beitrag. Das Milliardengeschäft mit der ominösen Vogelgrippe ist gelaufen. Nun ist das Klima dran. Wen wundert es.

Michael Bayer, Salzburg

 

Noch nicht kriminalisiert

Danke! Endlich einmal ein klares Wort. Darauf habe ich schon so lange gewartet. Die "Klimaschutzmafia" hatte bisher ein leichtes Spiel. Aber noch gibt es die Gelegenheit, der neuen Weltanschauung entgegenzutreten. Noch werden wir "Klimaleugner" nicht kriminalisiert. Noch nicht!

Norbert Staude, Dortmund

 

Kein Gesamtkonzept geboten

Dem sehr interessanten Artikel von Christian Bartsch sollte die junge freiheit einen ausführlichen Artikel folgen lassen, der die Ergebnisse der zwei dänischen Wissenschaftler darstellt. Eine entgegengesetzte Meinung, die sich auf wissenschaftliche Untersuchungen gründet, halte ich in der derzeitigen Aufgeregtheit über den Umweltschutz für recht sinnvoll. Zumal unsere Politiker sich täglich mit neuen Ideen gegenseitig überbieten - ein geschlossenes Gesamtkonzept zum Umweltschutz und zur Verringerung der Schadstoffemission aber vermissen lassen. 

Siegfried Winke, Berlin

 

 

Zu: "Bahn frei für berufstätige Mütter" von Paul Rosen, JF 09/07

In seinen kühnsten Träumen

Erich Honecker hat einmal, kurz vor dem Kollaps seines Systems, den holprigen Ausspruch getan: "Dem Sozialismus seinen Lauf halten nicht Ochs' noch Esel auf." Daß ausgerechnet eine Ministerin, die einer angeblich christlichen und konservativen Partei angehört, nun den Kurs des Sozialismus in der Familienpolitik fortsetzt, hätte er wohl nicht einmal in seinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt.

Gert Ziegler, München

 

 

Zu: "Wie im Mittelalter" von Doris Neujahr, JF 9/07

Doppelmoral und Dekadenz

Europa wird in der Weltgemeinschaft zunehmend als wertelos, entwurzelt und schuldkomplexbeladen wahrgenommen. Gleichzeitig versucht es offensiv demokratische Werte weltweit durchzusetzen, obwohl Europa zunehmend an der eigenen hohen Meßlatte scheitert.

Die zunehmend schärferen Scharia-Paragraphen rund um einen sakrosankten (Schuld-)Deutungskult und den immer rissiger werdenden multikulturellen Gral gefährden den demokratischen Maßstab und die Meinungsfreiheit. Diese Doppelmoral wird international sehr wohl wahrgenommen und als Indiz unserer fortschreitenden Dekadenz und Bigotterie gewertet. Der linke Wahlspruch, daß Freiheit immer die Freiheit der Andersdenkenden ist, gilt wohl nur, wenn die vertretene Position links und die Staatsmacht konservativ ist.

Oliver Keller, Berlin

 

 

Zu: "Antifa spielt den Zensor" von Christian Dorn, JF 09/07

Einfach erschreckend

Die Hilf- und Tatenlosigkeit von Polizei und Justiz ist erschreckend. Auch das Schweigen der Medien zu diesem Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit sowie zur linken Gewalt allgemein ist katastrophal. Dieser Bericht hat mich an ein Bild im Geschichtsbuch erinnert: ein SA-Mann vor einem jüdischen Geschäft 1933. Die, die heute "Nazis raus" brüllen, hätten früher begeistert "Heil Hitler" gerufen: Nur wer eine eigene Meinung hat, wird diese auch anderen zugestehen!

Thorsten Seeling, Bergkamen

 

 

Zu: "Von Quote keine Spur" von Ellen Kositza, JF 9/07

Böse Erinnerungen

Die Persönlichkeitsbeschreibung der Ursula von der Leyen gibt zu denken. Ihre von Fanatismus geprägten Äußerungen lassen auf ein extrem gestörtes Verhältnis zum anderen Geschlecht schließen. Ob diese Einstellung rein persönliche, also psychisch bedingte Ursachen hat oder Ergebnis einer von feministischer Ideologie geprägten Überzeugung ist, ist nicht auszumachen.

Für die Partei, die eine solche Persönlichkeit trägt, ist dies jedoch unerheblich. Sie muß sich vielmehr fragen lassen, ob feministische Ideologie und/oder deren politische Umsetzung mit ihren Zielen und ihrer christlichen Tradition vereinbar sind.

Weitaus gewichtiger ist jedoch die Frage, ob in einer parlamentarisch verfaßten Demokratie Einzelgängern die Möglichkeit gegeben ist, ihre persönlichen oder ideologisch motivierten Auffassungen politisch auszuleben und - gegebenenfalls am Parlament vorbei - durchzusetzen, noch dazu sie von ungeheurer gesellschaftlicher Tragweite sein können. Allein der Gedanke an eine solche Möglichkeit weckt böse Erinnerungen an überwunden geglaubte totalitäre Regime.

Arno P. Müller, Bad Rodach

 

 

Zu: "Wenn Moral zu Recht mutiert" von Klaus Hammacher, JF 8/07

Gegen das Grundgesetz

Der Verfasser des Aufsatzes stellt treffend und anschaulich dar, daß es sich bei dem AGG (Allgemeines Gleichstellungsgesetz) um ein Gesetz zur Ausschnüffelung der Gesinnung handelt, wie es eben für Diktaturen kennzeichnend war und ist. In einem Rechtsstaat ist die Gesinnung keine Rechtskategorie.

Neben etlichen Widersprüchen dieses Gesetzes weist der Verfasser zu Recht darauf hin, daß das Schlimmste an diesem Gesetz dessen "Anwendung weitgehend an den Gerichten vorbei an außergerichtliche Einrichtungen (Antidiskriminierungsverbände)" sei. Es verstößt damit gegen die Rechtsweggarantie des Grundgesetzes. Es ist schlecht vorstellbar, daß dieses Gesetz auf dem Prüfstand des Bundesverfassungsgerichts bestehen kann.

Prof. Dr. Wolfgang Klatt, Dinkelsbühl

 

 

Zu: "Das rechte Vakuum" von Doris Neujahr, JF 08/07

Keine Auswahlmöglichkeit mehr

In ihrer Analyse hat die Autorin eine entscheidende Konsequenz vermieden, die ich ihr durchaus zugetraut hätte: Die CDU zerstört mit ihrer selbstverordneten Gehirnwäsche und Sozialdemokratisierung die Konstruktionsbasis der Demokratie. Sie beseitigt nämlich auf diese Weise die programmatische Unterscheidbarkeit der beiden "Volksparteien" und unterstreicht das auch noch durch spektakuläre Schritte der Einordnung und Gleichschaltung in linke Anti-Rechts-Kampagnen.

Die Masse der deutschen Wähler wird so in eine nahezu ausweglose Situation gebracht. Sie haben keine echte demokratische Auswahlmöglichkeit mehr, sie sehen sich statt dessen einem Block linker Variationen gegenüber. Der entscheidende Vorteil der parlamentarischen Demokratie, gravierende Fehlentwicklungen durch Mehrheitsentscheidungen zu korrigieren, also die Erneuerungsfähigkeit im System, wird quasi ausgehebelt. Ohne die Teilhabe rechter Parteien im Meinungs- und Entscheidungsprozeß gibt es aber per definitionem eine Wende zum Gleichgewicht, mit der allein die Verfassungsgrundlagen bewahrt werden können.

Sven Thomas Frank, Berlin


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