© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/07 30. März 2007

UMWELT
Frohe Ostern für Küken
Volker Kempf

Die Germanen hatten im Frühling ein großes Fest. Brauch war es, Eier zu bemalen. Das Ei ist schließlich ein Zeichen des Lebens und der Lebenskraft: Außen hart und scheinbar leblos wie ein Stein, ist es innen doch lebendig. Zerbricht die Schale von innen, schlüpft ein Küken aus. Mit der Auferstehung Jesu ließen sich die Symbole Ei und Küken gut verbinden. Denn wie das Küken aus dem Ei, so stieg auch Jesus aus dem Grab und zerbrach damit die Macht des Todes. Das Küken ist bis heute ganz selbstverständlich ein Symboltier. Doch im krassen Gegensatz dazu steht die reale Behandlung von Küken. Denn 50 Millionen männliche Küken werden jedes Jahr allein in Deutschland als Eintagsküken getötet. Was aus den Eiern schlüpft, sollen Legehennen sein. Für Masthähnchen gibt es eine andere Rasse. Auch das hat seine Symbolik: Die starken Menschen triumphieren über kleine Küken und entscheiden über Leben und Tod. Die Entscheidung wird nach den Gesetzen der Effizienz gefällt.

Von den Opfern redet zu Ostern niemand. Aufgabe der Medien müßte es sein, massiv über das millionenfache sinnlose Töten von Tieren aufzuklären. Man könnte die Kükenproblematik mit einem Siegel angehen, vergleichbar dem Bio-Siegel für Lebensmittel. Die Interessengemeinschaft Bio-Geflügel hat die Hühner betreffend einen anderen Weg gefunden, dem Mißstand die Grundlage zu entziehen: Die Züchtung von Hühnerrassen, deren weibliche und männliche Tiere gute "Leistungen" erzielen. Dafür wurde bei der Zukunftsstiftung Landwirtschaft ein Tierzuchtfonds eingerichtet. Diesen - nicht nur - an Ostern mit Geld zu füllen, wäre ein schönes Symbol (Konto: 30 00 54 54, GLS Gemeinschaftsbank Bochum, BLZ 430 609 67).


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