© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/07 06. April 2007

Meldungen

Gedenkposse an Haushofers Grab

BERLIN. Zu den unvergeßlichen Gelehrtenpossen zählte 1985 der erfolgreiche Versuch des Schopenhauer-Forschers Arthur Hübscher, sich im Frankfurter Ehrengrab seines Meister beerdigen zu lassen. In Berlin wollte der langjährige Leiter des "Checkpoint Charlie"-Museums, Rainer Hildebrandt, 2004 einen ähnlichen Coup landen und wie testamentarisch verfügt neben dem am 23. April 1945 ermordeten NS-Widerstandkämpfer Albrecht Haushofer zur letzten Ruhe gebettet werden. Diese Beisetzung steht, wie das Neue Deutschland (13. März 2007) nun hämisch vermerkt, immer noch aus. Hildebrandts Urne lagere weiterhin im Krematorium Ruhleben. Dafür habe die Arbeitsgemeinschaft 13. August (AG) unter ihrer "Führerin", der Witwe Alexandra Hildebrandt, in einer recht "subtilen Form der Grabschändung" den Anspruch des Verstorbenen angemeldet. Ein "leuchtend grünes Schild" sei neben Haushofers Grabstein auf dem vom Johanniskirchhof abgetrennten Friedhof für Gefallene und Umgekommene vom Kriegsende 1945 in der Wilsnacker Straße in Berlin Moabit plaziert worden, auf dem sich die AG rühme, für "Pflege und Erhaltung" des Ehrengrabs zu sorgen. Tatsächlich sei von Pflege nichts erkennbar: "Heidekrautpflanzen welken still vor sich hin."

 

Doppeldeutige Berufung auf die Vertreibung

BERLIN. Im "Kampf gegen Rechts" scheut die bundesdeutsche Justiz auch vor Entscheidungen nicht zurück, die eine leicht totalitäre Färbung tragen. Und das Kleinste ist ihr nicht klein genug, wenn es den Anfängen zu wehren gilt. So hatte das Berliner Landgericht zunächst entschieden, einem in Tegel wegen "Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" einsitzenden Häftling eine vorenthaltende Postsendung mit NPD-Aufklebern auszuhändigen, da diese keine "gewaltverherrlichende Tendenz" hätten. Das daraufhin bemühte Kammergericht (KG) schritt dann zur Korrektur. Wie das Berliner Anwaltsblatt (3/07) unter der triumphierenden Überschrift "Naziaufkleber raus!" meldet, müsse der Häftling auf "sechs Aufkleber" verzichten, weil die Gefahr bestehe, er könne damit außerhalb seines Haftraums Agitation treiben, was das geordnete Leben in der Anstalt gefährde. Da Muslime auf dem Aufkleber zur "Heimreise" aufgefordert würden, erinnere dies, wie das KG unfreiwillig doppeldeutig urteilte, an die "Vergangenheit" und "die Vertreibung unerwünschter Menschen".

 

Erste Sätze

Auf dem Waldwege, der vom Main nordwärts in das Hügelland der Franken und Thüringer führt, zogen an einem heißem Sommertage drei Reiter schweigend dahin. Gustav Freytag:

Die Ahnen, Band 1. Ingraban. Roman, Leipzig, 1874


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