© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/07 13. April 2007

Frank Plasberg
Hart am Gast
von Christoph Martinkat

Manchmal erweisen sich Niederlagen als Siege. Ja, gar als Segen. So könnte es auch im Fall von Frank Plasberg sein. Zwar hat der WDR-Moderator Anfang des Jahres im Kampf um die Nachfolge von Sabine Christiansen den kürzeren gezogen. Dafür wird er nun aber mit einem eigenen ARD-Sendeplatz entlohnt. Spätestens ab November, vielleicht schon ab Oktober, so ARD-Programmdirektor Günter Struve letzte Woche, soll Harald Schmidt kürzer treten und mittwochs statt dessen ab 21:45 Uhr Plasbergs politische Gesprächsrunde "Hart aber fair" im Ersten zu sehen sein.

Hand aufs Herz, was hätte den ausgewiesenen Politik-Sachbearbeiter Plasberg, dessen spröder Charme oft für professionelle Distanziertheit oder dessen Distanziertheit oft für Charme gehalten wird, auch an der sonntag-abendlichen, braven Nachbereitung der Wochenpolitik wirklich reizen können? Zu sehr ist das künftig von Anne Will übernommene Format von ausgebufften Selbstdarstellern aus Politik und Wirtschaft und ihrer ewig menschelnden langjährigen Gastgeberin, von Lady Kompromiß, geprägt.

Damit jedoch hat Plasberg nichts im Sinn. Er habe, so gibt er freimütig zu Protokoll, mit seiner Frau eine Vereinbarung getroffen: Sollte ihm einmal eine Formulierung wie "Sagen Sie mal Herr Minister, was machen wir denn nun gegen das Finanzloch?" entweichen, ließe er sich sofort aus dem Studio schleifen. Selbstbeschreibungen wie "Mir fehlt ein Gen für Milde" sowie das Signalwort "hart" in seinem Sendetitel illustrieren seinen Stil als Mister Kompromißlos.

Angefangen hat der 1957 geborene Remscheider als Polizeireporter der Münchener Abendzeitung. 1980 begann er sein Studium der Theaterwissenschaft, Politik und Pädagogik, daß er nach 17 Semestern abbrach und stieg über den Südwestfunk in den Radiojournalismus ein. Schließlich der Wechsel zum Fernsehen: 1987 übernahm er die Moderation des WDR-Lokalnachrichtenmagazins "Aktuelle Stunde", 2001 startete er sein eigenes Format "Hart aber fair".

Doch was macht den Moderator eigentlich so erfolgreich? Plasberg wirkt wenig telegen, er betreibt politische Aufklärungsarbeit mit zurückhaltendem Ernst und nicht ohne Humor. Er strahlt nicht in die Kamera, er menschelt nicht. Er verkörpert nicht den Prototyp des Aufsteigers. Der zweifache Familienvater hat nicht wie Kerner, Beckmann, Jauch oder Will die einflußreichen, aber vom Bildungsbürger milde belächelte Sportredaktionen als Sprungbrett genutzt. Er steht nicht unter dem Leidensdruck, sich aufgeweckter und allwissender präsentieren zu müssen, als sie es sind.

Plasberg rückt relativ spät ins große Rampenlicht - in einem Alter, wo andere ihm bereits erschöpft entschwunden sind oder sich darin eingerichtet haben. Zudem ist der bodenständige Mann aus dem Bergischen Land kein "politisch sozialisierter Mensch". Er besitzt weder eine parteipolitische Vorgeschichte noch einflußreiche Freunde in Berlin. Beste Voraussetzungen also, um in der Sache weiterhin kompromißlos zu sein.


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