© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/07 13. April 2007

UMWELT
Mehr Kohlendioxid trotz Klimaschutz
Volker Kempf

Deutschland versucht sich beim Klimaschutz als besonders vorbildlich hervorzutun. Der Emissionshandel geriet allerdings in die Kritik, weil er von Dumpingpreisen getragen wurde. Doch die Bemühungen um Alternativenergien und Energiesparmaßnahmen können nicht in Abrede gestellt werden. Aber immer mehr Haushalte verfügen über immer mehr elektrische Geräte. Das kostet Strom. Die Wirtschaft wuchs voriges Jahr um 2,5 Prozent. Was bleibt da zu bilanzieren? Das Umweltbundesamt (UBA) bilanziert für Deutschland 0,6 Prozent mehr CO2-Ausstoß als im Jahr 2005. "Der europaweite Wirtschaftsaufschwung wird den Kohlendioxidausstoß weiter erhöhen. Wir müssen daher beim Klimaschutz zulegen", fordert UBA-Präsident Andreas Troge.

Sicher, noch mehr Alternativenergien, noch mehr Energieeffizienz und Energiesparmaßnahmen sind wichtig. Aber solange die Wirtschaft "boomt", wirkt das nur kompensatorisch. Das Wirtschaftswachstum der Schwellenländer hat ohnehin schon alle Klimaschutzziele in den Wind geschrieben. Wenn es nicht einmal die EU schafft, weniger statt mehr fossile Energieträger zu verbrauchen, wer dann? Wer wird die Konjunktur schon künstlich drosseln? Niemand. Damit redet zwar alles vom Klimaschutz, doch im Ergebnis haben andere Zielsetzungen eine höhere Priorität. Die Lage gleicht damit einem Bus, der zu schnell fährt und in dem noch mehr Gas gegeben wird. Gewiß, die Reifen wurden verbessert, aber reicht das aus, um zu verhindern, daß Fahrgäste hin und her geschleudert werden? Die Grenze zwischen Mut und Leichtsinn ist fließend. Die Weltzivilisation ist dem Leichtsinn längst näher als dem Mut. Bleibt nur, mehr Glück als Verstand zu wünschen.


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