© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/07 13. April 2007

Zeitschriftenkritik: Medizin und Ideologie
Christliche Kulturrevolution
Werner Olles

Herausgegeben von der Europäischen Ärzteaktion in den deutschsprachigen Ländern e.V., erscheint die Vierteljahreszeitschrift Medizin und Ideologie im 28. Jahrgang. Die Europäische Ärzteaktion wurde als gemeinnützige Vereinigung von Ärzten und Nicht-Ärzten 1975 mit der Zielsetzung gegründet, die Achtung des menschlichen Lebens von Beginn der Zeugung bis zu seinem natürlichen Tod in allen medizinischen und gesellschaftlichen Bereichen zu fördern.

Die Artikel, Kommentare, Kurzinformationen und Rezensionen zu bioethischen und anthropologischen Fragestellungen aus den Bereichen der Medizin, Rechtswissenschaften, Theologie, Philosophie und Pädagogik betreffen daher nicht nur die Medizin und die Ärzte, sondern die Gesellschaft insgesamt. So schreiben in der aktuellen Ausgabe die Jugend- und Familientherapeutin Christa Meves und der Theologe Klaus Berger über den "Aufbruch zu einer christlichen Kulturrevolution". Während Berger prophezeit, daß Deutschland in dreißig Jahren ein muslimisches Land ist, wenn die von Johannes Paul II. einst als "Kultur des Todes" apostrophierte Abtreibungspraxis und Familienpolitik der westlichen Nationen keine grundlegende Änderung durch eine Kulturrevolution erfährt, plädiert Christa Meves für eine "Reanimierung des christlichen Geistes in der Schule und in den Ausbildungsgängen", um "die uns Europäern drohende Gefahr und unseren trägen, schläfrigen Wohlstands­egoismus" zu überwinden.

Für einen "Ausweg aus der gesellschaftlichen Krise" hält Wilhelm Bläser das "Muttergehalt". Die Rückbesinnung auf die Familie als wichtigste Zelle des Staates sei notwendig, um den natürlichen Strukturen der Geschlechter und ihrer effizienten Bestimmung in unserer desorientierten, von Spaß und Konsum verseuchten Gesellschaft endlich wieder eine Chance zur Gesundung zu geben. Allerdings muß zunächst die feministische Ideologie, die in allen Lebensbereichen ihr widernatürliches Frauenbild etabliert hat und die Hauptschuld bei der systematischen Zerstörung des Mutter- und Vaterbildes und der gesellschaftlichen Verwahrlosung trägt, einer aufrichtigen kinder- und familienfreundlichen Politik weichen.

Davon kann jedoch in Deutschland keine Rede sein, wie Gabriele Kuby in ihrem Beitrag "Relativismus in Aktion - Die Gender Revolution" aufzeigt. Als "Schlachtfeld des Relativismus" sieht die Autorin die Sexualität. Nachdem Staat und Medien den von ihnen beklagten Werteverfall selbst vorangetrieben haben und die Gesellschaft in eine tiefe Krise stürzte, wurden die in jeder Kultur vorhandenen Normen über den Umgang mit Sexualität eingerissen. Nunmehr reißt die sexuelle Revolution auch die letzten Grenzen nieder, indem sie die gottgewollte, natürliche Geschlechtsdifferenzierung in Mann und Frau als "soziales Konstrukt" und "Zwangsheterosexualität" diffamiert, die die Freiheit des Menschen unrechtmäßig einschränke. Als extremster Ausdruck des Relativismus ist die "Gender Revolution" zwar eine Ausgeburt krankhafter Hybris, dennoch avancierte sie in den letzten Jahren zur Leitlinie der Politik von EU, UN und nationalen Regierungen.

Anschrift: Postfach 200, A-5010 Salzburg. Das Einzelheft kostet 4 Euro, das Jahresabo 16 Euro. Intermet: www.aerzteaktion.eu


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