© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/07 13. April 2007

Frisch gepresst

Spanischer Bürgerkrieg. Zum 50. Jahrestag von General Francos Staatsstreich verkündete der spanische Regierungschef Felipe Gonzales, der Bürgerkrieg (1936/39) sei kein Ereignis, dessen man gedenken sollte, auch wenn er für Zeitgenossen eine entscheidende Episode ihres Lebens darstellte. Soweit der Sozialistenführer. Doch seine Schäfchen wollten nicht hören. Sie wühlten in Archiven und anonymen Massengräbern. Zwanzig Jahre später ist ein großes Hauen und Stechen im Gange. Kommunisten wollen ihre Parolen am offenen Grab zelebrieren, wenn ehemalige Kämpfer vom Massengrab zur persönlichen Ruhestätte umgebettet werden. Andere erinnern an die "spanischen Reichskristallwochen", als Spaniens Kirchen brannten und ein republikanisch-anarchistischer Mob über 4.000 Pfarrer ermordete. Die Studie der beiden Anarchistenversteher Sören Brinkmann und Walther Bernecker ist sehr faktenreich - kein Wunder, zusammen kommen die Autoren immerhin auf einhundert Semester Spanienforschung (Kampf der Erinnerungen. Der Spanische Bürgerkrieg in Politik und Gesellschaft 1936-2006. Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2006, broschiert, 378 Seiten, 20,50 Euro).

Judentum. Der Publizist Claus Nordbruch beansprucht, mit seinem Werk "Juden fragen" (Selbstverständnis und Problematik, Grabert Verlag, Tübingen 2006, gebunden, 397 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro) ein heißes Eisen anzupacken. Er darf als sicher gelten, daß ihm seine mehr journalistische als wissenschaftliche Aufbereitung eines ausufernden Themenkomplexes, der sich dem jüdischen Einfluß auf Politik, Wirtschaft und Kultur der westlichen Zivilisation widmet, den reflexartigen Vorwurf des "Antisemitismus" eintragen wird. Und dies ungeachtet von ihm zitierter jüdischer Wortmeldungen gegen den überbordenden bundesdeutschen Philosemitismus, der von einer geradezu "krankhaften Einstellung in Politik und in den meinungsbeherrschenden Medien" zeuge. Irritierend dürfte aber auch auf Nordbruch-Freunde wirken, wie sich gerade dieser Verfasser die Chance entgehen läßt, die von ihm hinlänglich als jüdisch gelenkt und inspiriert gekennzeichnete Bewußtseinsindustrie Hollywoods "ideologiekritisch" zu analysieren. Lieber quält er seine Leser mit endlosen, ein wenig an Steckbriefe erinnernden Namenslisten, denen zu entnehmen ist, welche US-Leinwandgrößen von Kirk Douglas bis Demi Moore jüdischer Herkunft sind.


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