© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/07 13. April 2007

Für immer jung:
Männer, die nicht altern wollen
Christoph Martinkat

Hätte Cranach der Ältere heute gelebt, hätte er sicher anders gemalt. Zumindest aber hätte er das Personal seines Gemäldes "Der Jungbrunnen" um das starke Geschlecht erweitert. Sind es doch heute nicht nur Frauen, die gegen das Altern ankämpfen, sondern zunehmend auch Männer. Und - der Traum von ewiger Jugend wird längst global geträumt. So lassen sich etwa Chinesinnen die Beine verlängern, Japanerinnen die Schlupflider entfernen, nur um etwas westlicher auszusehen. Europäern - 15 Prozent davon sind Männer - wird kiloweise Fett abgesaugt und Amerikaner lassen sich das Gesicht so lange liften, bis sie nicht mehr lachen können. Dafür sehen sie um 20 Jahre jünger aus. Der Wunsch, der sich hinter all dem verbirgt, ist ein Paradoxon: Zwar möchte man länger leben, doch altern möchte man nicht. So verwundert es kaum, daß immer mehr Menschen den "Anti-Aging"-Präparaten wie Botox und Wachstumshormonen auf den Leim gehen.

Was nicht paßt, wird passend gemacht

Die ZDF-Reportage "Forever Young" (So., 15. April, 18.30 Uhr) zeigt an vier Beispielen den Kampf der Männerwelt gegen die Gesetze der Biologie. Klaus N. etwa glaubt an die verjüngende Kraft der Hanteln. Jeden Tag verbringt der 70-jährige im Kraftraum und stemmt die Eisen. 96 Kilo wiegt er, alles Muskelmasse, kein Gramm Fett. Franz P. hingegen favorisiert eine andere Verjüngungskur. Er setzt auf Testosteronsalbe und auf Wachstumshormone, getreu dem Motto: "Was nicht paßt, das wird passend gemacht." "Forever Young" führt uns vor Augen, wie auch der männliche Körper immer mehr zur Bastelstube der Anti-Aging-Industrie verkommt.


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