© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/07 20. April 2007

Christine Eichel
Die Frau hinter Eva
von Ellen Kositza

Zuverlässiger Garant für mustergültige Karrieren, in denen Intelligenz und Eloquenz sich verbinden, ist wohl immer noch die Herkunft aus einem evangelischen Pfarrhaus. Ein Beispiel, wie sich solche beinahe sprichwörtliche Begabung und Strebsamkeit in weiblicher Linie weitergeben, stellt die Publizistin Christine Eichel dar. Das meistverkaufte Werk der gebürtigen Niedersächsin firmiert zwar unter prominenterem Namen, doch ist es ein offenes Geheimnis, daß ihre Mitwirkung an Eva Hermans Bestseller "Das Eva-Prinzip", dem gerade die Briefesammlung "Liebe Eva Herman" (JF 13/07) folgte, eine bloß beratende Tätigkeit überschritt.

Der 47jährigen Herman-Freundin - beide sind gleichaltrig und Mütter zehnjähriger Söhne - ist kaum ein publizistisches Terrain fremd. Nach einem Studium der Philosophie sowie der Literatur- und Musikwissenschaft promovierte die talentierte Freizeit-Pianistin 1993 über Theodor Adornos Kunsttheorie. Da war sie bereits als Regisseurin, Autorin und Moderatorin in Rundfunk und Fernsehen erfolgreich. Ihr Roman von 1998 "Gefecht in fünf Gängen" wurde später als Theaterstück am Badischen Staatstheater Karlsruhe aufgeführt. Es folgten weitere Bücher, die sich in der Mehrzahl getrost der Kategorie "Glamour" zuordnen lassen. Darunter ein Familienkochbuch mit Eckart Witzigmann sowie zwei Promitratschtitel mit Starfriseur Gerhard Meir, des weiteren der vielgelobte Erotik-Thriller "Im Netz" (2004), der sich unter der populären und recht deftigen Oberfläche - Internetspielereien und Sex - durchaus auch als Anti-Abtreibungslektüre begreifen läßt.

2001 bis 2004 nahm Frau Eichel eine Gastprofessur an der Universität der Künste in Berlin wahr, sie dozierte hier auf dem Lehrstuhl für Ästhetik und Kommunikation. Hauptberuflich leitet die attraktive Wahl-Berlinerin heute das Ressort "Salon" des sich gern konservativ gebenden Politikmagazins Cicero.

Man muß Christine Eichels Weg - von der weltläufigen Bussi-Kultur zum werteorientierten Eva-Prinzip - als Metamorphose begreifen. Da erkennt nun eine, die unsere oft dekadente Gesellschaft offenbar in ihren Kristallisationspunkten durchlebt hat, die Grenzen der Moderne. Das ist der bedeutsame Unterschied zu ihren Kolleginnen mit ähnlichem Lebensweg: Diese verteidigen selbst offenkundige Brüche mit Verbissenheit - Eichel stellt sich reflektierend und klug den selbstgelebten Widersprüchen.

Abermals deutlich wird dies in ihrem gerade wie auch "Das Eva-Prinzip" bei Pendo erschienenen Buch "Die Liebespflicht", das den privaten Spagat zwischen Kindes- und Altenpflege thematisiert. Der preußische Anklang des Titels will keineswegs ironisch verstanden werden. Der Karrierefrau Eichel ist es ganz ernst mit ihrem - teils sehr persönlichen - Plädoyer für familiäre Bindungen und die Verpflichtungen, die sich daraus ergeben. Von der "Vernunft des Gefühls", die wir vermehrt gelten lassen sollten, spricht sie da einmal ganz treffend. Den weiteren Werdegang dieser Autorin im Auge zu behalten, dürfte sich sicher lohnen.


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