© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/07 27. April 2007

Stefan Mappus
Der Rivale
von Michael Paulwitz

Mit dreißig von der Uni in den Landtag und zwei Jahre später gleich Staatssekretär werden - den Traum hegen nicht wenige Jung-Unionisten. Stefan Mappus, Nachwuchshoffnung manch eines CDU-Konservativer, hat ihn sich erfüllt. Nach einjährigem Minister-Intermezzo eroberte der Pforzheimer Abgeordnete, noch nicht vierzig, den Vorsitz der mächtigen CDU-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg.

Daß er seinem Ministerpräsidenten Oettinger, dem in der wiederaufgelegten Filbinger-Kampagne die Kugeln um die Ohren fliegen, nun demonstrativ zur Seite springt, ist in den zwei Jahren seither für beide eine neue Erfahrung. Man hat sich schon anders gefetzt - schließlich ist es im Südwesten üblicherweise der Fraktionsvorsitzende, der den Ministerpräsidenten absägt. Keiner weiß das besser als Mappus' Amtsvorgänger Oettinger. Weil der als Großstadt-Liberaler gilt, hat Mappus sich zur Integrationsfigur der ländlich-konservativen Basis gemacht. Manche spekulieren, Oettinger habe sich in der Causa Filbinger auch deshalb so weit aus dem Fenster gelehnt, um dem ehrgeizigen Fraktionschef die konservativen Bataillone abspenstig zu machen. Das dürfte ihm erst mal danebengegangen sein.

Auch im Wettlauf um bundespolitische Geltung stößt Mappus ins konservative Vakuum der CDU vor, verteidigt die Grundwerte Ehe und Familie gegen die Krippen- und Familiensplittingpläne der Ursula von der Leyen, intrigiert 2001 für eine Kanzlerkandidatur Stoibers, den er während der Regierungsbildung vier Jahre später als Zauderer attackiert. Kritik an der Kanzlerin verkneift er sich, lieber ärgert er zu Hause den Regierungschef, indem er das Rumoren der Basis über ein Grußwort von Sozialminister Renner für die Stuttgarter Homosexuellenparade aufgreift und den Oettinger-Vertrauten wegen despektierlichen Umgangs mit einem Bischof Anfang 2006 abschießt.

Überhaupt spricht Stefan Mappus gern von christlich-abendländischen Werten, kritisiert das umstrittene "Islamische Wort" des SWR, das am 20. April erstmals online ging und fordert ein Kopftuchverbot für Kindergarten-Erzieherinnen. Mappus bedient konservative Erwartungen mit der Eloquenz und PR-Routine eines Mannes, der praktisch sein gesamtes Berufsleben in Partei- und Staatsämtern verbracht hat. Eine nicht näher bezeichnete "Tätigkeit für Siemens" zwischen Kreisvorsitz, Landtagsmandat und Staatssekretärsposten fällt angesichts der steilen Musterkarriere, die mit dem JU-Eintritt als 17jähriger Gymnasiast beginnt, kaum auf. Selbst die Kaufmannslehre beim Elektrokonzern SEL hat der Jungpolitiker genutzt, um sich in der Betriebsjugendvertretung zu profilieren.

Dem Ziel, selbst Ministerpräsident zu werden, kann Mappus sich nach dem Oettinger-Desaster jetzt ein Stück näher fühlen. Da fällt es leicht, die Fraktion großzügig dem angeschlagenen Regierungschef applaudieren zu lassen. Mal sehen, wie konservativ Mappus noch bleibt, wenn er es tatsächlich einmal schafft, sich auf Oettingers Sessel zu setzen.


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