© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/07 27. April 2007

Frisch gepresst

Friedrich Wilhelm IV. "Er hatte vielleicht mehr Gemüth, als der Staat ertragen kann." Dieser beschreibende Satz Leopold von Rankes in der Allgemeinen Deutschen Biographie über den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) paßt so recht zum Klischee des Hohenzollern-Regenten von 1840 bis 1858 als "Romantiker auf dem Königsthron", der zwar die Demagogen-Verfolgung aufhob, aber die fragwürdige antifreiheitliche "Schutzhaft" einführte. Intelligent und belesen, erkannte Friedrich Wilhelm, daß die Zeitenwende von der Agrar- zur Industriegesellschaft, bürgerliches Erwachen und Nationalstaats­ideen Reaktionen der Monarchie benötigen, und konnte doch nur Ständestaat und Gottesgnadentum als Antwort bieten. Franz Herre hat diesen Hohenzollern nun essayistisch porträtiert und eher populärwissenschaftlich die wegweisende Biographie von Frank Lothar Kroll von 1990 oder der Arbeit des Hans-Joachim-Schoeps-Sprößlings Julius ("Der verkannte Monarch", Berlin 1997) ergänzt (Friedrich Wilhelm IV. Der andere Preußenkönig. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 2007, gebunden, 194 Seiten, Abbildungen, 24,80 Euro).

Feminismus. "Im Zuge der Demographie-Debatte wird seither bei uns eine regelrechte Panik geschürt." Auf den ersten Blick möchte man den jüngsten Beitrag der FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin zur Geschlechterdiskussion in die gleiche Schublade der geifernden und polemischen Anti-Eva-Koalition der Thea Dorns oder Alice Schwarzers einordnen. Denn auch die nicht publikumsscheue "Frau des Jahres 2000" (Freundin) bedient sich der gleichen Rhetorik ("Definiton der Frauen über die Gebärmutter", "deutsche Müttertümelei" etc.), die den Beobachter geneigt machen möchte, den teilweise gewollt mißverstandenen Thesen von Eva Herman mehr Gewicht beizumessen, als diese vielleicht verdienen. Doch nicht nur, daß die zweifache Mutter Koch-Mehrin dem Bild des "bellenden getroffenen Hundes" nicht entspricht -in ihrer "Streitschrift für einen neuen Feminismus" (Schwestern. Econ Verlag, Berlin 2007, gebunden, 219 Seiten, 18 Euro) löst sie sich von Kapitel zu Kapitel wohltuend von der Polemik und analysiert, warum beide Pole ("Heimchen" oder "Rabenmutter") eigentlich Koalitionäre sein sollten. Lediglich die permanente Betonung eines allzu liberalen "Alles kann, nichts muß" stellt hin und wieder doch ihre Ernsthaftigkeit in Frage.


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