© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/07 04. Mai 2007

UMWELT
Massaker auf Eis
Volker Kempf

Wer auf der Internetseite www.peta.de gesehen hat, wie Menschen von einem Boot auf eine Eisscholle springen, dort auf Robbenbabies losrennen und auf sie mit Knüppeln brutal einschlagen, den überfällt das blanke Entsetzen. Die Tiere zappeln noch eine Weile, bis sie nach mehreren Schlägen tot sind. Nach Angaben von Tierschützern werden die Flossenfüßer in etwa 42 Prozent der Fälle auch noch lebendig gehäutet. Tierärzte, die die Jagd untersuchten, kämen zu dem Schluß, daß die Jäger die kanadischen Tierschutzbestimmungen regelmäßig verletzen. Dabei wird man kein Tierarzt sein müssen, um das festzustellen. Neu ist das Problem der Robbenjagd nicht. Im Gegenteil: Wie jedes Jahr wird die kanadische Regierung aufgefordert, dieses weltweit größte Massaker an Säugetieren zu beenden. Doch dieses Jahr wurden sogar mehr Robben zum Abschlachten freigegeben als im Jahr zuvor. Die Nachfrage nach Pelzen sei größer denn je, sagt die Pelzindustrie.

Wer ist so geschmacklos, solche Pelze zu tragen? Nicht mit uns, mag sich Horst Seehofer gedacht haben, forderte ein Verbot des Imports von Robbenprodukten und erntet dafür - was selten vorkommt - Lob von Tierschutzorganisationen. Das sei immerhin ein Ansatz. Doch dürften andere Pelztiere wie Füchse, Waschbären und Nerze nicht vergessen werden. Der Agrarminister, der in Sachen Tierschutz sonst eher eine dicke Haut hat, will CSU-Parteichef werden. Da dürfte die eine oder andere Image-Aktion angeraten sein. Ansonsten bleibt am Ende Skepsis. Doch der geneigte Beobachter ist für weitere Überraschungen offen. Peta & Co. kann es egal sein, wer warum etwas in Bewegung setzt - Hauptsache, es bewegt sich überhaupt etwas in der Tierschutzpolitik.


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