© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/07 18. Mai 2007

Leserbriefe

Zu: "Grenzen des neuen Konservatismus"von Dieter Stein, JF 19/07

Suche nach Verbindlichkeiten

Mit Freude habe ich Ihren Artikel gelesen. In vielen Punkten konnte ich zustimmen, vor allem in der Beurteilung der Lage der jungen Generation im Bezug zum Konservatismus. Viele junge Menschen auch aus meiner Generation der 18jährigen sehnen sich wieder nach mehr Verbindlichkeiten in ihrem Leben. Sie suchen vor allem nach Orientierungspunkten in der von "Trends" überfüllten Gesellschaft.

Der jungen Generation erscheint der Überfluß an angeblicher Freiheit und die Leitidee der "Political Correctness" oft als Trugbild, als Fassade vor einer Wirklichkeit, mit der sie immer öfter konfrontiert werden. Die Jugend wird allein gelassen mit ihren Problemen und allgemein steht die Stimmung der Jugendlichen eher gegen die Politik, weil diese entweder ihre Versprechungen nicht einhält oder über sie hinweg entscheidet.

Keine der Volksparteien schafft es, diese Stimmung einzufangen, weil sie es nicht wollen. Dabei trägt es die Jugend immer mehr an den Rand der Parteienlandschaft. Auf der linken Seite stehen nur die "Linke" und der linke Flügel der SPD als Auffang zur Verfügung, die mit falschen Versprechen die Menschen ködern. Und rechts? Wo findet jemand, der die Renaissance des Konservatismus will, seine Partei? Zwischen CDU und NPD klafft ein riesiges Loch, was nicht ausgefüllt wird und in dem viele Wählerstimmen einfach versickern.

So freut es mich natürlich, daß der Konservatismus wieder auflebt, aber politisch finde ich keinen Repräsentanten für die nötigen neuen Ideen, die dieses Land so dringend braucht und hinter denen ein großes Wählerpotential steckt. Ich habe nicht die Hoffnung, daß bis 2009 - falls die Koalition so lange hält - es eine Partei geben wird, die den Konservatismus trägt. Daran muß sich etwas ändern, sonst stirbt der neu geborene Konservatismus schneller wieder aus, als seine Unterstützer etwas dagegen tun könnten!

Maximilian Wolfarth, Berlin

 

Dilemma der Konservativen

Dieser Beitrag bestätigt meine Erfahrungen. Bei Stammtischgesprächen, aber auch erfreulicherweise bei der Diskussion mit jungen Leuten ist die Sehnsucht nach "festen Regeln", Verwurzelungen, Verbindlichkeiten, Kontinuitäten, glaubwürdigen Ritualen und verläßlichen Gemeinschaftszugehörigkeiten spürbar. Die Linke, wozu das gesamte etablierte Parteispektrum zu rechnen ist, steht daher auf mittlere Sicht auf verlorenem Posten.

In diesem Zusammenhang gehört auch das Interview mit Filip Dewinter, das sehr drastisch die Gefahren für diejenigen beschreibt, die sich öffentlich zu ihrer konservativen Haltung bekennen. Aber wenn er sagt, daß seine Partei "Vlaams Belang" in Belgien trotz massiver Hetze in den letzten Jahrzehnten von einer kleinen zu einer mittelgroßen Partei mit einer Million Wählern gewachsen sei, so stimmt das für Europa hoffnungsvoll.

Aber auch für Deutschland? Hier bedarf es bei den politischen und medialen "Vergangenheitsbewältigern" besonders mutiger Männer und Frauen. Es sollten vor allem junge Leute sein, zu denen ich nicht mehr gehöre. Und diese müssen sich zudem eine mediale Machtstellung verschaffen - was natürlich viel Geld kostet. Das Hauptproblem ist, daß Intellektuelle bekanntlich kein Geld haben. Das scheint mir ein Dilemma der deutschen Konservativen zu sein.

Wolfgang Klatt, Dinkelsbühl

 

Sporadische Sehnsüchte

Nur allzu gerne würde ich den Optimismus Ihres ehrenwerten Chefredakteurs bezüglich der Frage teilen: Weht ein neuer, frischer konservativer Wind in Deutschland, der die gesellschaftliche, ja sogar die geistig-kulturelle Landschaft in eine erfreuliche Bahn lenkt?

Doch sporadisch auftretende Sehnsüchte nach traditionellen Werten und Tugenden allein werden den Menschen keinen bemerkenswerten Weg in den politischen Konservatismus ebnen, der den Problemen dieser Zeit Einhalt gebieten könnte. Im Gegenteil: Der "moderne" Mensch scheint entweder des politischen Geschehens überdrüssig oder einer speziellen Sicht der Dinge entmündigt zu sein.

Solange die zeitgeistige Mediengewalt weiterhin das Bollwerk für die Ideologie der politischen Korrektheit bildet und sich dieser aktiv manipulierend verschreibt, wird der selbstdenkende und -handelnde Bürger in der Minderheit bleiben, während die Majorität dem sozial-liberalen Gesinnungsstrom hinterherlaufen muß, um noch wirklich "hip" zu sein.

Thomas Kaiser, Berlin

 

 

Zu: "Den Konservatismus erneuern" von Peter Kuntze, JF 19/07

Aufrecht statt konservativ

Endlich frischer Wind im konservativen Lager! Fort mit all den erstarrten Formen, die um ihrer selbst willen gepflegt wurden! Was bleibt sind Werte, die dem Leben dienen, und Ideale, die erheben und voranbringen. Nur dem Lebendigen gehört die Zukunft. Zeigen wir der Welt einen Konservatismus, der lebendig und zukunftgerichtet ist, fortschrittlich, freiheitsliebend und modern.

Fangen wir gleich damit an: "Konservatismus" - ein gräßliches Wort! "Konservativ" klingt nach Konserve und deren Inhalt ist bekanntlich tot. Für meine Generation ist "konservativ" gleichbedeutend mit altbacken und überholt, oder noch deutlicher: verklemmt und spießig.

Überlassen wir also den "Konservatismus" den Historikern und suchen uns einen zukunftsweisenden Begriff. Eine Bezeichnung für Menschen, die sich dem Ideal und der Tugend verschrieben haben, die für Treue und Wahrhaftigkeit stehen, Pflichtbewußtsein und Selbstdisziplin leben, Opferbereitschaft und Freiheitswillen auf ihre Fahnen geschrieben haben: Die Aufrechten! - So könnten wir sie nennen. Alle genannten Tugenden lassen sich mit diesem Begriff verbinden. Andere mögen einknicken und buckeln - die Aufrechten stehen gerade. Also: Lassen wir den Konservatismus den Geschichtsbüchern! Den Aufrechten gehört die Zukunft!

Ansgar de Jong, Ludwigsburg

 

Auch etwas beizusteuern

Kuntze stellt eine konservative Ordnung vor, die "friederizianischen" Bürgersinn mit einer philosophisch angereicherten Naturromantik paart. "Das Christentum" solle, da inhaltlich überholt, über Bord geworfen werden. Jedoch sind die Kirchen mit dem Staat immer noch weit enger verbunden, als der Verfasser annimmt. Kindergärten, Krankenhäuser, die Alten- und Behindertenfürsorge werden wie selbstverständlich zu großen Teilen von den Kirchen, von Diakonie und Caritas betrieben.

Die Mittel dazu bringen - zusätzlich zur allgemeinen Steuerlast - Christen freiwillig auf, deren Glauben Kuntze als intellektuelle Zumutung bezeichnet. Daß Christen statt Dank und Anerkennung nur Schmähungen ernten, steht schon in der Bergpredigt geschrieben und kann uns daher auch in Zeiten eines ansonsten umfassenden Minderheitenschutzes nicht verunsichern. Indes steht auch der christliche Glaube immer in seiner jeweiligen Zeit; doch seine Essenz hat sich den Europäern weit tiefer eingesenkt, als manch Allwissendem bewußt ist.

Gleichviel, wie die Religiosität der Zukunft aussieht - wenn Konservatismus das Erkennen dessen ist, was ewig gilt, so hat vielleicht auch das altehrwürdige Christentum etwas dazu beizusteuern. Ansonsten würde uns auch fritzische Bürgertugend keine bessere Zukunft bescheren, denn danach würde dem Schwachen nur deswegen geholfen, weil sein Zustand der öffentlichen Ordnung widerspricht.

Florian Wolfrum, Göttingen

 

Freiheit und Verantwortlichkeit

Peter Kuntze fehlt gerade wegen seines Berichts über die Geschichte des Pantheismus die Unterscheidung zwischen den Möglichkeiten menschlicher Theologie, die in Kants "Kritik der reinen Vernunft" ausdiskutiert sind, womit dieser seiner Absicht entsprechend klarstellte, daß die Gottesfrage sich vernünftiger Fragestellung entzieht: Spinoza und Goethe verweigerten mit ihrem Ursache-Denken einen Gottesbegriff, der nach menschlichen Maßstäben unlogisch ist; daraus folgt nicht, daß sie die allein vernünftige Weltanschauung lehrten.

Vielmehr steht und fällt gerade die von Kuntze mit Recht aus dem Preußentum abgeleitete Ethik mit dem Begriff der Willensfreiheit, die von Spinoza und allen Pantheisten (höflichen Atheisten nach Schopenhauer), also Nicht-Christen, metaphysisch in Abrede gestellt wird.

Nur die Freiheit des Willens, die auch Luther jedenfalls nicht aus dem Glauben verbannte, macht Verantwortlichkeit für Denken und Handeln verstehbar und damit christliche Ethik möglich. Auch Friedrich der Große stellt in dem zitierten Brief an Voltaire die Unhintergehbarkeit des Begriffs der Willensfreiheit (ebenso wie sein Zeitgenosse Kant) heraus.

Und damit ist wieder der Ansatz der Spenglerschen Kulturphilosophie als richtig bestätigt, daß immer eine Offenbarungsreligion - zum Beispiel das abendländische Christentum - der nicht ableitbare Ausgangspunkt einer Hochkulturentwicklung ist.

Wolfgang R. Thorwirth, Gummersbach

 

 

Zu: "Lieber ins Gefängnis als ins Heim" von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 19/07

Entzug des Kindergeldes

Das Problem der geschilderten Jugendkriminalität ist sicher nicht allein durch Verschärfung der Strafgesetze zu lösen, sondern dazu bedarf es vor allem der Mitarbeit ihrer Eltern. Dies wäre wohl am einfachsten dadurch zu erreichen, daß Jugendlichen, die wiederholt Gewalttaten begehen oder sich dem durch unsere Gesetze vorgeschriebenen Schulbesuch entziehen, das Kindergeld gestrichen wird. Natürlich müßte dies nicht nur für die Kinder der Ausländer, sondern genauso für deutsche Kinder gelten.

Dr. Otto Ernst, Leverkusen

 

 

Zur Meldung: "Anschlag auf Cheney von Bin Laden geplant" , JF 19/07

"Allah" ist nicht Gott

Sie zitieren in diesem Artikel Mullah Dadulla, der sagt: "Ich danke Gott dafür, daß Bin Laden am Leben ist." Ich möchte Sie darum bitten, gerade auch angesichts Ihrer kritischen Berichte über die Gefahr des Islam nicht den Begriff "Gott", sondern immer nur das Wort "Allah" zu benutzen. Denn mit "Gott" ist in unserem religiösen und allgemeinen Sprachgebrauch in Deutschland eigentlich der Gott der Bibel, also der Juden und Christen, gemeint. Diesen Unterschied kann man sehr gut damit verdeutlichen, daß man eben für den Gott des Islam die im Islam übliche Bezeichnung "Allah" verwendet. Bitte, seien Sie konsequent in Ihrer Islamkritik!

Helmut Zimmermann, Berlin

 

 

Zum Schwerpunkt Marine-Ehrenmal in Laboe 18/07 und zum Leserbrief: "Nicht darum gebeten" von Klaus Dede, JF 20/07

In Ehrfurcht und Dankbarkeit

Auch Leserbriefe in der JF können in rasende Wut versetzen, selbst wenn sie wegen der Niedrigkeit der Gesinnung eigentlich weder Nachdenken noch Antwort verdienen. Die Inschrift "Sie starben für uns" ist der schlichte Ausdruck der Wahrheit, die man zu Ehren unserer Gefallenen gar nicht oft genug wiederholen kann. Er sollte auf jedem Ehrenmal stehen.

Ich habe den Krieg nur als Kind erlebt. Jedes Gramm Sprengstoff, das gegen unsere Soldaten verwendet wurde, fehlte an der Menge, die von den feindlichen Fliegern auf uns Zivilisten abgeworfen werden konnte. Der Zynismus "ich habe sie nicht darum gebeten" und die Abwertung der Freiwilligen als "aufgehetzt" ist nicht zu überbieten und so nur im durch die Feindmächte gehirngewaschenen Deutschland möglich. Ich bin stolz darauf, daß mein keineswegs regimetreuer Vater, der viel zu klug und erfahren war, um sich aufhetzen zu lassen, in fortgeschrittenem Alter freiwillig an die Front ging, und ich verneige mich vor allen unseren Gefallenen in Ehrfurcht und Dankbarkeit.

Ernst S. von Heydebrand, Vallendar

 

 

Zu: "Bildung etwas anders" von Matthias Bäkermann, JF 18/07

Bildungsdekadenz

Das Vorhaben, im laufenden Schuljahr in Berlin den Schülern schwule Lebensweisen in Form des Trainings von Rollenspielen näherzubringen, kann wohl als nichts anderes als ein nächster schwerwiegender Schritt in die Bildungswüste allgemeiner kultureller Ohnmacht verstanden werden. Zwar gehört zu einer toleranten Demokratie, daß Andersfühlende nicht ausgeschlossene werden dürfen. Daß aber homosexuelle und andere unnatürliche Lebensweisen noch staatlich gefördert und mit dem Einbau in die Berliner Bildungspolitik als bildungspolitisches Ziel allgemein anerkannt werden, das geht nicht nur für tradierte Christen zu weit, sondern darin entäußert sich ein Teil des Angriffs auf den abendländischen Wertekatalog.

Das zeigt aber auch sehr deutlich, wie die linkslastige deutsche Politik zur gesunden und traditionellen Familie steht, die in Konzepten lieber, weil instabiler, die Single-, Patchwork- oder Regenbogenfamilie bevorzugt. 

Volker Thon, Gera

 

 

Zu: "Die Justiz ist gefragt" von Alexander von Stahl, JF 18/07

Politik gegen das eigene Land

Ich darf Ihnen für Ihren festen Standpunkt in der Frage einer möglichen, positiverweise nicht erfolgten, vorzeitigen Freilassung von Christian Klar danken. Sie können sicher sein, daß die überwiegende Mehrheit des deutschen Volkes dies auch so sieht.

Die RAF hat mit ihren Verbrechen ganz bewußt den Staat und die Nation Deutschland treffen und zerstören wollen. Daß diese nun ausgerechnet von den Grünen und der PDS angegriffen und kritisiert werden, erinnert uns daran, daß ein nicht unerheblicher Teil der grünen Führungsmannschaft zumindest insgeheim mit der RAF sympathisiert hat. Ob Christian Ströbele (RAF-Anwalt und verurteilt wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung), Jürgen Trittin ( Mitglied in vom DDR-Staatssicherheitsdienst finanzierten Organisationen), Renate Künast (Alternative Liste Westberlin) oder auch Claudia Roth (Managerin der gewaltverherrlichenden Band "Ton, Steine, Scherben"), so ließe sich all die gegen das eigene Land gerichtete Politik fortsetzen. Auch wir Vertriebenenorganisationen sind bekannterweise immer Ziel von Verleumdungen geworden. Und die PDS hat, als sie noch SED hieß, vielen RAF-Terroristen in der DDR Unterschlupf gewährt.

Andreas Schmalcz, stv. Bezirksvorsitzender der Union der Vertriebenen und Aussiedler in der CSU/München

 

 

Zu: "Ein moralisches Verbrechen" von Horst Boog, JF 17/07

Nicht für Deutsche geschrieben

Horst Boog rezensiert das Buch von Anthony C. Crayling und versucht dabei trotz einiger Bedenken, es dem deutschen Leser ans Herz zu legen. Doch "Die toten Städte" ist nicht für Deutsche geschrieben. Die Recherche ist beeindruckend, dennoch macht der Autor um jede Schlußfolgerung daraus einen Bogen, um das negative Bild der Deutschen nie in Frage stellen zu müssen. Obwohl er bis in die Tiefen der Antike schürft, bleibt Versailles ebenso außen vor, wie eine ganze Reihe anderer Fakten, die zum Krieg führten. Crayling bewegt sich sorgfältig im Rahmen der Political Correctness. Fazit: Das Buch bewirkt in England wenig und uns Deutschen bringt es nichts, weil an der fest verankerten Wertung auf keiner Seite gerüttelt wird.

Dietlinde Bonnlander, Imst, Österreich

 

 

Zum Interview "Blick in die Todeszone" mit Richard Overy, JF 17/07

Kriegsverbrechen

Professor Overy täuscht sich, wenn er behauptet, daß es keine vertragliche Regelung gab, die das "moral bombing" verbot. Bereits das Haager Abkommen von 1907 hatte in Artikel 25 untersagt, "unverteidigte Städte, Dörfer, Wohnstätten oder Gebäude, mit welchen Mitteln es auch sei, anzugreifen". Da es zum damaligen Zeitpunkt noch keine Flugzeuge gab, wurden Granaten - auch Bomben genannt - durch die Artillerie abgeschossen. Nach Einsatz von Flugzeugen als Bombenträger bezog sich dieser Artikel sinngemäß auch auf den Luftkrieg. Man kann also bei dem gezielten Vernichten der Zivilbevölkerung durch die Alliierten von einem Kriegsverbrechen sprechen, wie es auch beim Abwurf der zwei Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki der Fall war.

Friedrich Karl Pohl, Lüneburg


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