© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/07 25. Mai 2007

Aufgeschnappt
Den Teufel ausgetrieben
Sabrina Moritz

Da sage noch jemand, Widerstand im kleinen hätte keine Aussicht auf Erfolg und verpuffe wirkungslos. Ein aktuelles Gegenbeispiel kommt aus dem Südwesten Deutschlands: Mit einer Boykottdrohung hat ein schwäbischer Christ die Lebensmittelkette Norma zum Einlenken gebracht.

Doch der Reihe nach: Der Marketingfachmann Winfried Kuhn aus Albershausen bei Göppingen fühlte sich in seinen religiösen Empfindungen tief verletzt, weil der Billiganbieter mit einer Teufelsfigur für Zutaten zu einer "höllisch guten Grillsaison" warb. Ein Teufel - nach christlichem Verständnis immerhin der Gegenspieler Gottes - habe in einem Prospekt nichts zu suchen, schrieb Kuhn an die Nürnberger Hauptverwaltung von Norma. Es dürfe nicht der Eindruck erweckt werden, daß die Hölle positiv besetzt sei. Kuhn kündigte an, daß seine Familie mindestens acht Wochen lang keine Artikel mehr bei der in flagranti ertappten Lebensmittelkette kaufen werde.

Bereits nach vier Tagen erhielt Familie Kuhn eine Antwort aus der Werbeabteilung des Konzerns. Darin versicherten die Verantwortlichen, daß sie niemanden provozieren oder beleidigen wollten. Außerdem entschuldigten sie sich für den Fall, daß Kuhns sich durch den Grill-Prospekt gestört fühlten und versprachen, in Zukunft intensiv auf die Wirkungen ihrer Werbemotive zu achten.

"Mehr war nicht drin", so Winfried Kuhn später gegenüber einer Nachrichtenagentur. Den Antwortbrief bewertete er als kleinen Erfolg, der ihm die Rückkehr zu bisherigen Kaufgewohnheiten erleichtere.


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