© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/07 25. Mai 2007

Opfer der EU-Ordnung
Tierwelt: Wieder kreisen Geier über der Schwäbischen Alb
Volker Kempf

Da sind sie wieder, die Gänsegeier in deutschen Landen. Erste Exemplare wurden Ende April in der Feldflur am Nordrand der Schwäbischen Alb gesichtet. 24 Geier sollen es Anfang Mai in Baden-Württemberg gewesen sein. Was letztes Jahr noch eine Sensation war, weil der letzte Gänsegeierbesuch 150 Jahre zurücklag, wird langsam zur Normalität. Neu ist, daß zu den 24 Geiern auch zwei Mönchsgeier gehören. Diese sind weit seltener und haben eine beeindruckende Flügelspannweite von fast drei Metern. Die nächsten Gänsegeierbrutplätze liegen in Südfrankreich, die der Mönchsgeier in Spanien.

Ist es die Hitze, die diese großen Vögel nach Deutschland ziehen läßt? Ornithologen vermuten, daß die Geier aus Nahrungsmangel größere Ausflüge nach Norden unternehmen. Denn wegen einer Hygieneverordnung der EU werden seit einiger Zeit Kadaver von Weidevieh wie Schafen und Ziegen in den südlichen Ländern sofort beseitigt. Damit verlieren die Geier eine wichtige Nahrungsgrundlage.

Aber gibt es in Deutschland mehr Aas als in Spanien, so daß sich die weite Anreise für die Tiere lohnt? Ein verendetes Schaf hatten die Geier in der Nähe der Schwäbischen Alb erspäht. Ansonsten müßten Deutschlands Straßenränder so manchen Leckerbissen bieten: angefahrene und verendete Nagetiere sowie Katzen. Doch so reichhaltig kann das Angebot aus Sicht der Geier nicht sein. So mußte 2006 ein in Hessen ermattet aufgegriffener Gänsegeier wieder von Menschenhand aufgepäppelt werden - mit einem Peilsender versehen, ging's dann zurück in die Pyrenäen.

Wer Geier erleben möchten: Es gibt sie auch in den Vogesen zu bestaunen, allerdings nicht wild, sondern von Menschen gehalten und gefüttert. Bei einer Flug-Fütterung heißt es als Zuschauer die Köpfe einzuziehen, weil man sonst eine Flügelspitze zu spüren bekommt.

Näheres findet sich auch im Internet unter: www.naturschutzbuero-zollernalb.de


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