© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/07 01. Juni 2007

Aufgeschnappt
Predigt gegen das Böse
Matthias Bäkermann

Das oberfränkische Städtchen Wunsiedel wurde seit 1987 zum Wallfahrtsort für NS-Nostalgiker und Rechtsextremisten, die gern einen Gräberbummel zum seitdem dort beerdigten "Stellvertreter des Führers" Rudolf Heß unternehmen, was selten zum Entzücken der Wunsiedeler führte. Vielleicht deswegen hat die bayerische Landeskirche gerade an diesem unheiligen Ort "ein wichtiges Zeichen gesetzt". In einem ökumenischen Gottesdienst führte Landesbischof Johannes Friedrich Mitte Mai höchstselbst die künftige Leiterin der neu geschaffenen "Projektstelle gegen Rechts", Simone Richter, in ihr Amt ein. Die vor ihm kniende Germanistin, die zugleich die Geschäftsführung des "Bayerischen Bündnisses für Toleranz - Demokratie und Menschenwürde" übernahm, segnete der Oberhirte mit Handauflegen für ihre wichtige künftige Aufgabe.

In der darauf folgenden Predigt warnte Friedrich dann vor dem "Wahn der NS-Ideologie", die nicht von "jungen Leuten mit Springerstiefeln", sondern "im Gewand scheinbar bürgerlicher Anständigkeit" daherkomme. Mit väterlicher Strenge beschwor der Landesbischof, daß "das Böse", welches "trotz bester Absichten abfärben und sogar obsessive Macht" gewinnen könne, "bekämpft werden" müsse. Gegen die Verführung müßte "in möglichst vielen sozialen Bereichen" durch Aufklärung und praktische Hilfe vorgegangen werden. Einigen von dieser "Gegen-Rechts-Predigt" irritierten Protestanten erteilte Tage später Friedrichs Pressesprecher Johannes Minkus dann doch noch die Absolution: "Die Arbeit der Projektstelle richtet sich keineswegs gegen Menschen, die im gängigen demokratischen Spektrum unter 'rechts' eingeordnet würden."


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