© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/07 01. Juni 2007

Fred Thompson
Der letzte Konservative
von Burnell F. Eckardt jr.

Wehmütig denken viele US-Konservative an die Zeiten Ronald Reagans zurück. Er einte nicht nur nach dem Nixon-Debakel und der anschließenden Verlegenheits-Präsidentschaft Gerald Fords die Republikanische Partei, er überzeugte nach der patriotischen Depression der Carter-Jahre die ganze Nation. Nach acht Jahren George W. Bush leidet die Grand Old Party erneut an Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit. Und mit Schrecken sieht sie, wie der landesweite bekannte konservative Kommentator Rush Limbaugh feststellt, eine neue demokratische Präsidentschaft unter Hillary Clinton dräuen, der er jüngst eine Erfolgschance von achtzig Prozent bestätigte.

Dabei bewerben sich derzeit zehn Kandidaten (siehe Seite 8), so viele wie selten, um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Allein, keinem traut man zu, das Volk 2008 von der republikanischen Sache zu überzeugen. Rudy Giuliani und John McCain führen derzeit das republikanische Rudel an - aber sie sind keine Konservativen. Der Mormone Mitt Romney schon eher, aber er rangiert weit abgeschlagen unter den zehn. Newt Gingrich, in den Neunzigern Vormann der "republikanischen Revolution", desavouierten seine Liebesaffären - nun will er in die Politik zurückkehren, könnte das Rennen auch machen, aber in schlechter Erinnerung bleibt sein Einknicken vor den Demokraten als Sprecher des Repräsentantenhauses bis 1999.

Da kommt wie aus dem Nichts der Südstaatler Fred Dalton Thompson (www.fred08.com), der sich schon mit der bloßen Ankündigung, über eine Bewerbung für die Kandidatur nachzudenken, auf Platz drei der republikanischen Hitliste katapultierte. Dabei ist der frühere Senator von Tennessee, Jahrgang 1942, den Amerikanern schon als Präsident bekannt: In zwei TV-Filmen verkörperte der Schauspieler jüngst den Führer der Nation. Und auch bei uns ist Thompson aufmerksamen Zuschauern in Erinnerung, sowohl aus Kino-Kassenschlagern wie "Jagd auf Roter Oktober", "Tage des Donners", "Stirb langsam 2", "Kap der Angst" oder "In the Line of Fire" als auch aus dem Fernsehen, vor allem als konservativ-geradliniger Staatsanwalt in der Emmy-gekrönten Krimiserie "Law and Order", deren 14. Staffel gerade auf RTL läuft.

Aber nicht nur diese Parallele läßt die Herzen der Reagan-Verehrer höher schlagen, sondern vor allem der "Fred-Faktor": Unter den zehn ist Thompson der einzige, der als authentischer Republikaner gilt: bodenständig, verwurzelt, ein Konservativer auf Treu und Glauben, der für die Stärkung der Wehrkraft, einen schlanken Staat, Steuersenkungen, Ehe und Familie und gegen Abtreibung - und natürlich für das Recht, Waffen zu tragen - eintritt. Und das alles nicht erst, seit er mit der Kandidatur liebäugelt, sondern schon immer! Thompson kommt an. "He can walk the walk and talk the talk": Er meint, was er spricht, und tut, was er sagt. Dieses Image macht ihn auch für die Mitte attraktiv. Im Juni, so die Beobachter, werde seine Entscheidung fallen. Wird der letzte Konservative 2008 Amerikas erster Mann?


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