© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/07 01. Juni 2007

UMWELT
Ein "Sieg" auf ganzer Linie
Volker Kempf

Der Kohlendioxidausstoß soll gemäß einer Studie, die in der interdisziplinären US-Wissenschaftszeitschrift PNAS vorgestellt wurde, schneller ansteigen als bislang angenommen. Klimaschützer sind alarmiert. Andere Experten warnen hingegen vor einer Klimahysterie - dennoch zeigt die PNAS-Untersuchung, welch großes Ausmaß der Verbrauch fossiler Energieträger erreicht hat. Deutschland ist hier keine Ausnahme. Auch hierzulande sind trotz aller klimapolitischen Bemühungen zuletzt Wachstumsraten beim CO2-Ausstoß zu verzeichnen gewesen.

Zwar droht der "Klimawandel" zum Wort des Jahres zu avancieren. Aber wenn es darum geht, einen Flughafen auszubauen oder die Flugfrequenz zu erhöhen, redet kaum noch jemand vom Klima. Eher schon spielt die Lärmbelästigung eine Rolle. Aber auch damit haben die betroffenen Kommunen und Anwohner keine Chance auf eine erfolgreiche Klage, zumindest nicht in Nordrhein-Westfalen. "Sieg auf der ganzen Linie" titelte daher die Westdeutsche Zeitung (WZ) in ihrer Ausgabe vom 17. Mai. Das Oberverwaltungsgericht in Münster hatte entsprechende Klagen zurückgewiesen. Denn trotz steigender Start- und Landezahlen (von 110.000 auf 131.000 in diesem gegenüber dem vorangegangenen Sommer) werde versucht, dem Problem der Lärmbelästigung Rechnung zu tragen. Passiver Schallschutz und Entschädigungen seien geregelt. Tenor des WZ-Kommentars: Die umliegenden Ortschaften möchten vom wirtschaftlichen Vorteil der Flughafennähe profitieren und klagen dann gegen den Fluglärm. Da mag etwas dran sein. Das Klima wollen auch alle schützen, aber die Autos werden größer und die Flugbewegungen mehr. Selbstbetrug ist grenzenlos.


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