© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/07 08. Juni 2007

Der Streit ums Klima geht weiter
Umweltpolitik: In Berlin trafen sich die Kritiker der These vom anthropogenen Treibhauseffekt
Fabian Schmidt-Ahmad

Nicht nur im Vorfeld des G8-Gipfels ist ein Wort in aller Munde - der Klimawandel. Fast scheint der Klimaschutz derzeit in der öffentlichen Wahrnehmung sogar den globalen Terrorismus als Herausforderung an den Westen übertrumpfen zu wollen. Der "Krieg gegen den Terror" hat in seiner praktischen Wirkung vor allem eine Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten zur Folge.

Die Folgen des Klimawandels bedrohen hingegen den eigenen, materiellen Wohlstand. So ähnlich müssen in letzter Zeit verschiedene Klimaschützer gedacht haben, die sich in immer düstereren Zukunftsszenarien übertrafen, wie zuletzt in der UN-Studie des Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC) (JF 07/07).

Dennoch gibt es von wissenschaftlicher Seite zunehmend auch Kritik an den Endzeitszenarien. Dabei geht es um die Frage, inwieweit der zu beobachtende Klimawandel tatsächlich "anthropogen" (auf direkten menschlichen Einfluß zurückzuführen) ist. Oder hat er andere, natürliche Ursachen, die sich schlußendlich in einem größeren Zeitrahmen gegenseitig aufheben?

Ein entschiedener Verfechter letztgenannter Theorie ist der 1924 in Wien geborene US-Physiker Fred Singer, der für Umweltaktivisten nicht zuletzt wegen seiner Beratungstätigkeit für Öl- und Automobilfirmen als der advocatus diaboli schlechthin gilt. Gemeinsam mit seinem deutschen Kollegen Ernst-Georg Beck stellte er vorige Woche in Berlin Thesen vor, die den anthropogenen Treibhaus-Effekt als große Illusion darstellten. Organisiert wurde die Veranstaltung vom FDP-nahen Institut für unternehmerische Freiheit (IUF).

Im Mittelalter war es um zwei bis vier Grad wärmer

Zentraler Angriffspunkt war der Absolutheitsanspruch der hochkomplexen und letztlich nur spekulativen Modellberechnungen, wie sie etwa das IPCC als Arbeitsgrundlage verwendet. Statt von Daten aus den letzten 150 Jahren auszugehen - aus klimatologischer Sicht ein viel zu kurzer Zeitraum für verläßliche Informationen -, sollten besser langfristige Klimaentwicklungen betrachtet werden. Anhand von aus Eiskernbohrungen, marinen Sedimentuntersuchungen und anderen Analysen gewonnenen Proxydaten skizzierten die Forscher einen Klimaverlauf der Vergangenheit, der mit der heutigen Zeit vergleichbare Schwankungen aufweist.

So sei die Behauptung der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG) falsch, der zufolge 1998 das wärmste Jahr seit mindestens einem Jahrtausend wäre. In der mittelalterlichen Warmperiode vom Ende des 8. Jahrhunderts bis Mitte des 14. Jahrhunderts lägen die Temperaturen um zwei bis vier Grad höher als heute. Statt eines anthropogenen Einflusses machten die Forscher in ihrem komplexen Zusammenspiel noch nicht genau erkannte, natürliche Wirkungen verantwortlich. So zeigte Beck eine Korrelation zwischen einerseits kosmischen Veränderungen wie beispielsweise der schwankenden Sonnenaktivität, andererseits dem auf der Erde historisch nachgewiesenen CO2-Gehalt der Atmosphäre auf. Dabei betonte Beck in seiner Darstellung deutlich, daß es nicht sein Ziel sei, Bemühungen zu untergraben, die Umweltverträglichkeit unserer Zivilisation zu verbessern. Ihm gehe es vielmehr darum, den Mißbrauch der Wissenschaft aufzuzeigen.

In der Tat muß man feststellen, daß wenigstens ein Teil der Wissenschaftler dem Lobbyismus verfallen ist. Die große Schwierigkeit ist nun, für sich selbst zu bestimmen, wer noch nach der objektiven Wahrheit strebt oder wer sich von persönlichen Interessen korrumpieren läßt. Eine Frage, die nicht bloß akademischer Natur ist. Denn ganz unabhängig von Forschereitelkeit und Fördergeldern geht es immerhin um die Zukunft unseres Planeten.

S. Fred Singer, Dennis Avery: Unstoppable Global Warming. Every 1500 Years, Rowman & Littlefield Publishers, 2007, kartoniert, 276 Seiten, 24,95 US-Dollar.

Infoseite: www.biokurs.de/treibhaus/


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