© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/07 08. Juni 2007

Eine Lüge hinzugefügt
Wer spielt, muß sagen, daß er spielt: Warum die getürkte Nierenspender-Show skandalös bleibt
Andreas Wild

Es war also alles Schwindel mit der "Großen Spenderschau" von Endemol im niederländischen Fernsehen, wo eine Sterbende, wie groß angekündigt worden war, ihre Nieren vor Millionenpublikum an drei bedürftige Dialysepatienten versteigern würde. April, April! Obwohl wir doch schon Juni haben.

Im Vorfeld der Sendung hatte es weltweit Empörung gegeben (JF 23/07). Man sprach von "einmaliger Geschmacklosigkeit" und "zynischer Quotenjägerei". Als es dann soweit war, entpuppte sich die angeblich Sterbende als pumperlgesunde Schauspielerin, die nicht daran dachte, irgendwem eine Niere zu spenden. "Alles war nur ein Spiel", versicherte sie nach Ende ihres Auftritts.

Ist jetzt also alles gut, können sich die Empörten beruhigt nach Hause begeben? Nun, nichts ist gut, der Skandal wurde nicht vermieden, sondern lediglich ein bißchen verschoben und dadurch noch vertieft. Die drei Patienten übrigens waren "echt", sie brauchen wirklich eine neue Niere und müssen sich nun wieder in die offizielle Schlange der auf einen Spender Wartenden beim Gesundheitsamt einreihen. Welcher Teufel mag sie geritten haben, sich auf ein solches "Spiel" einzulassen?

Die Produzenten und der Sender versichern eifrig, sie hätten nur "auf einen schreienden Mißstand aufmerksam gemacht". In Wirklichkeit haben sie zur Geschmacklosigkeit eine handfeste Lüge hinzugefügt und die Schamlosigkeit des Vorgangs erhöht. "Wer spielt, muß sagen, daß er spielt, sonst wird er schnell verächtlich", sagt Friedrich Schiller. So ist es. "Die große Spenderschau" war ein verächtliches Unternehmen.


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